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Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/189

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(2.) 315 Als Moyses dies auf Befehl Gottes verkündigt hatte, beklagte das Volk sein Unglück sehr und bat den Moyses, er möge bei Gott Fürbitte für sie einlegen, dass er sie von dem unstäten Leben in der Wüste erlöse und ihnen feste Wohnsitze anweise. Moyses aber entgegnete ihnen, Gott werde sich also nicht versuchen lassen, denn er entrüste sich nicht grundlos oder nach Menschenart, sondern er habe das Urteil in seinem weisen Ratschluss gefällt. 316 Man möge sich aber nicht darüber wundern und es für unglaublich halten, dass dieser eine Mann (Moyses) so viele tausend erregte Menschen besänftigen und sie zur Ruhe und Vernunft bringen konnte. Denn Gott selbst stand ihm bei und verlieh ihm die Gabe, durch Reden auf die Menge einzuwirken und sie zu bekehren. Auch hatte ja das Volk schon so oft in seinem Ungehorsam die Erfahrung gemacht, wie wenig ihm seine Widerspenstigkeit von Nutzen war, durch die es sein Unglück selbst verschuldete.

(3.) 317 Übrigens wurde Moyses nicht bloss zu seiner Zeit bewundert wegen seiner seltenen Tugend und wegen der ihm eigentümlichen Gabe, seinen Worten Glauben zu verschaffen, sondern auch heute noch giebt es keinen Hebräer, der nicht seine Gesetze befolgte, selbst wenn er sich unbeobachtet wüsste, gleich als sei Moyses selbst noch gegenwärtig, um die Ungehorsamen zu strafen. 318 Auch noch manches andere liefert den Beweis dafür, dass Moyses ein übermenschliches Ansehen besessen habe. Zum Beispiel konnten gewisse jenseits des Euphrat wohnende Menschen, die aus Verehrung für unseren Tempel oft gefahrvolle und kostspielige Reisen von vier Monaten Dauer unternahmen, um Gott zu opfern, dennoch keinen Anteil an den Opfern erlangen, da Moyses ihnen dies untersagte, weil sie mit unseren väterlichen Sitten und Gewohnheiten nicht vertraut waren. 319 Einige von ihnen mussten weggehen, ohne geopfert zu haben, andere, ehe die Opfer vollbracht waren; ja, die meisten kamen nicht einmal bis zum Tempel.

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/189&oldid=- (Version vom 4.8.2020)