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Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/218

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möchte noch viel Ärgeres daraus folgen, und berief deshalb das Volk zur Versammlung. Doch klagte er niemand mit Namen an, weil er diejenigen nicht zur Verzweiflung treiben wollte, die erst noch im geheimen fehlten und der Besserung zugänglich waren. 143 Er warf ihnen vor, ihre Thaten seien für sie selbst wie für ihre Vorfahren höchst schimpflich, da sie der Wollust nachhingen, anstatt Gott zu dienen und nach seinen Geboten zu leben. Sie sollten, wenn sie ihr Bestes im Auge hätten, ihren Frevel bereuen und ihre Stärke nicht in der Verachtung der Gesetze, sondern in der Bezähmung ihrer schlechten Begierden suchen. 144 Zudem sei es ja widersinnig, dass sie, die in der Wüste so enthaltsam gewesen, jetzt, da sie im Überfluss lebten, durch Ausschweifung und Verschwendung zu Grunde gehen sollten. Durch solche Reden suchte er die Jugend zu bessern und ihnen Reue über ihre Fehler einzuflössen.

(11.) 145 Da aber erhob sich Zambrias und sprach: „Lebe du selbst, Moyses, nach deinen Gesetzen, für die du so sehr eiferst und die du durch die Macht der Gewohnheit befestigt hast. Wäre dem nicht so, so hättest du selbst schon oft dafür gebüsst und gelernt, dass du nicht ungestraft die Hebräer betrügen kannst. 146 Ich wenigstens werde mich deinen tyrannischen Vorschriften nicht fügen. Bis jetzt hast du nichts anderes erstrebt, als unter dem Vorwande göttlicher Gesetzgebung uns zu knechten, dir aber durch allerlei Ränke die Herrschaft zu sichern. Du hast uns dasjenige geraubt, was einem freien und freiheitsliebenden Volke eigen ist, das keinen Herrn über sich erkennt. 147 Wahrlich, mehr als die Aegyptier bedrängt uns der Mann, der das, was wir aus freien Stücken thun würden, unter den Zwang von Gesetzen stellen und danach bestrafen will. Viel eher verdienst du selbst Strafe dafür, dass du das verwirfst, was alle anderen gutheissen, und dass du im Gegensatz zur Meinung aller übrigen auf deiner eigenen Meinung hartnäckig bestehst. 148 Was ich gethan, halte ich nicht für unrecht, und ich scheue mich auch nicht, es öffentlich

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/218&oldid=- (Version vom 4.8.2020)