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Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/340

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Gott erlauben würde, dass sie zum feindlichen Lager zögen und alle noch darin Befindlichen niedermachten. 123 Der Hohepriester aber gab zur Antwort, Gott wolle sich hierüber nicht aussprechen, worauf Saul ausrief: „Gott hat gewiss seinen guten Grund dafür, dass er uns die Antwort verweigert, obgleich er uns früher über alles Bescheid erteilte, selbst wenn wir ihn nicht fragten. Irgend eine geheime Sünde unsererseits ist die Ursache dieses Schweigens. 124 Bei Gott selbst schwöre ich, dass ich den Frevler töten werde, und sollte es auch mein Sohn Jonathas sein. Auf diese Weise hoffe ich Gott zu versöhnen. Mein eigen Fleisch und Blut werde ich dafür bestrafen, gerade als ob es ein mir völlig Fremder wäre.“ 125 Da das ganze Volk hierzu seine Zustimmung äusserte, stellte Saul dasselbe an einem Orte zusammen; er selbst indes trat mit seinem Sohne auf die andere Seite und warf das Los, um den Schuldigen zu ermitteln. Das Los aber traf den Jonathas. 126 Da nun der Vater ihn fragte, was er verbrochen habe und welcher gottlosen That er sich bewusst sei, erwiderte dieser: „Vater, nichts anderes habe ich gethan, als dass ich gestern bei der Verfolgung des Feindes Honig gegessen habe, da ich von dem Fluch und der Verwünschung nichts wusste.“ Da schwur Saul, er werde ihn töten und sich nicht durch Verwandtschaft und natürliche Zuneigung bestimmen lassen, seinen Eid zu brechen. 127 Jonathas zeigte sich durch die Androhung des Todes nicht im mindesten erschreckt, sondern trat mitten unter das Volk und sprach mutig und frei: „Ich bitte dich nicht, Vater, meiner zu schonen, denn süss ist mir der Tod, den ich um deiner Gottesfurcht willen und nach einem so glänzenden Siege erleiden soll. Den grössten Trost finde ich darin, dass ich die Hebräer als Sieger über die Palaestiner zurücklasse.“ 128 Durch diese Worte wurde das ganze Volk schmerzlich bewegt und bejammerte sein trauriges Schicksal, schwur auch, es werde nicht zugeben, dass Jonathas, der doch der Urheber ihres Sieges sei, sterben solle. So befreite ihn das Volk von dem Fluche

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/340&oldid=- (Version vom 23.9.2020)