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aus und hielt es für ruhmvoll, zugleich mit seinen Söhnen im Kampfe für sein Volk zu unterliegen. Denn er wollte lieber, dass seine Söhne heldenmütig den Tod suchten, als dass er sie in Ungewissheit über ihr zukünftiges Schicksal zurücklassen müsse. Statt Erben und Nachkommen zog er es eben vor, Ruhm und ein immerwährendes Gedenken zu hinterlassen. 346 Saul scheint mir deshalb ein gerechter, tapferer und kluger Mann gewesen zu sein, und wer ihm ähnlich ist, kann auf allgemeine Anerkennung rechnen. Ferner scheint es mir nicht recht gethan, dass diejenigen, welche mit der Aussicht auf Sieg und glückliche Heimkehr in den Krieg ziehen, von den Geschichtschreibern, die ihrer Erwähnung thun, tapfer genannt werden, wenn sie auch herrliche Thaten vollbracht haben. 347 Zwar gebührt auch ihnen ihr Lob; aber tapfer, unternehmend und Verächter von Gefahren können nur die genannt werden, die dem Saul nacheifern. Denn es ist sicherlich kein Zeichen tapferen Gemütes, sich aufs ungewisse hin in den Krieg stürzen, wenn man auch glänzende Thaten darin vollbringt. 348 Vielmehr halte ich den für wahrhaft tapfer, der, obgleich er im Kriege kein Glück zu erwarten hat, sondern voraussieht, dass er seinem Tode entgegengeht, dennoch ohne Furcht und Schrecken sich der Gefahr aussetzt. 349 Das hat Saul gethan und dadurch gezeigt, dass alle, welche nach ewigem Ruhm streben, ebenso handeln müssen, besonders aber die Könige, welche wegen der Erhabenheit ihrer Stellung ihren Untergebenen nicht nur nichts Böses, sondern ungewöhnlich Gutes erweisen sollen. 350 Von Saul und seiner hervorragenden Tapferkeit könnte ich noch mehr sagen, doch möge das Erwähnte genügen. Und damit es nicht den Anschein habe, als beabsichtige ich, ihn über Gebühr zu loben, will ich jetzt in meiner eigentlichen Erzählung fortfahren.

(5.) 351 Als die Palaestiner, wie oben erwähnt, ihr Lager aufgeschlagen und ihre Truppen nach Völkern und Geschlechtern gemustert hatten, rückte zuletzt mit seinem

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/383&oldid=- (Version vom 23.9.2020)