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gearbeitet, dass sie jeden Augenblick sich bewegen zu wollen schienen. Der Rest der Wandfläche bis zum Dache war in verschiedenen Farben gemalt. Ausserdem errichtete der König noch andere Gebäude zu Vergnügungszwecken und weitläufige Hallen, darunter auch einen Speisesaal, der von Gold und anderem Zierwerk strotzte, und in dem alles Gerät, welches zu Tafelzwecken diente, aus Gold verfertigt war. 138 Es ist überhaupt schwierig, die Grösse und Mannigfaltigkeit der Königsburg zu beschreiben oder anzugeben, wie viele grösseren und kleineren Gemächer und wie viele unterirdische Räume sie hatte, oder die Pracht der Parkanlagen auseinanderzusetzen, die zugleich das Auge ergötzten und kühlen Schatten spendeten. 139 Kurz, der ganze Bau bestand nur aus weissem Marmor, Cedernholz, Gold und Silber, und Decken wie Wände waren mit in Gold gefassten Steinen ebenso geschmückt wie der Tempel Gottes. 140 Dann liess sich der König noch aus Elfenbein einen Thron anfertigen, der ungemein gross und mit sechs Stufen versehen war. Auf jeder Stufe standen zu beiden Seiten zwei Löwen und ebenso viele oben am Throne. Den Sitz bildeten Hände, und die Lehnen boten die Gestalt eines halben Stieres dar, der nach rückwärts schaute. Alles war in Gold gefasst.

(3.) 141 Sämtliche Bauwerke vollendete Solomon in zwanzig Jahren. Er hatte dazu von Hiram, dem Könige der Tyrier, eine Menge Gold, Silber, Cedern- und Kiefernholz erhalten. Dafür lohnte er diesem mit reichen Geschenken und sandte ihm jährlich Getreide, Wein und Oel, woran Hiram, wie oben bemerkt, als Inselbewohner Mangel litt. 142 Dazu schenkte er ihm auch noch zwanzig galilaeische, nahe der Grenze von Tyrus gelegene Städte. Als aber Hiram diese besucht und besichtigt hatte, missfiel ihm das Geschenk, und er liess deshalb dem Solomon sagen, er brauche die Städte nicht. Seit dieser Zeit hiessen die Städte das Land Chabalon, das heisst in phoenicischer Sprache „etwas, was nicht recht gefällt“. 143 Der Tyrierkönig sandte auch dem Solomon spitzfindige Rätsel und

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 492. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/491&oldid=- (Version vom 23.9.2020)