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Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/631

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schwelgerisch. Aschanes hatte nun keine Angst mehr und verwandte die vom Könige für die Jünglinge bestimmten Speisen für sich selbst, während er ihnen die oben erwähnte Kost zukommen liess. 194 So erhielten sie nicht nur ihren Geist frisch und zu wissenschaftlicher Thätigkeit geeignet, sondern kräftigten auch ihren Körper zu harten Strapazen, da sie ihren Geist nicht durch mannigfaltige Nahrung beschwerten und abstumpften, noch ihren Körper dadurch verweichlichten. Auf diese Weise ward es ihnen leicht, sich die gesamte Bildung der Hebräer wie der Chaldäer anzueignen. Daniel insbesondere zeichnete sich vor den anderen in weiser Deutung der Träume aus, und es war diese Gabe offenbar ein Geschenk Gottes.

(3.) 195 Zwei Jahre nach der Verwüstung Aegyptens hatte der König Nabuchodonosor einen wunderbaren Traum, dessen Bedeutung ihm von Gott noch im Schlafe erklärt worden war, die er aber beim Erwachen wieder vergessen hatte. Er liess daher sogleich die chaldaeischen Mager[WS 1] und Wahrsager kommen und erzählte ihnen, er habe einen Traum gehabt. Da er denselben aber vergessen habe, sollten sie ihm den Traum sowie dessen Deutung mitteilen. 196 Sie entgegneten, das sei wohl keinem Menschen möglich; könne er ihnen aber den Traum mitteilen, so würden sie die Deutung dazu finden. Da drohte ihnen der König mit der Todesstrafe, weil sie seinem Befehle nicht nachkommen könnten. 197 Als Daniel gehört hatte, der König habe alle seine Weisen umzubringen befohlen, begab er sich, weil er auch für sich und seine Freunde fürchtete, zu Ariochus, dem Befehlshaber der königlichen Trabanten, 198 und bat diesen um Auskunft, weshalb der König die Hinrichtung aller Mager und Wahrsager befohlen habe. Als er darauf zur Antwort erhielt, der König sei erzürnt, weil dieselben einen ihm entfallenen Traum ihm nicht wieder hätten in Erinnerung bringen können, bat er den Ariochus, vom Könige nur eine Nacht Aufschub für die Mager zu erwirken. Denn er hege die Hoffnung, durch Gebet zu

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Hier und im folgenden die altertümliche Schreibart „Mager“ für „Magier“.
Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 632. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/631&oldid=- (Version vom 12.12.2020)