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Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/638

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Lande bekannt machen, er wolle dem, der die Schrift lesen und deuten könne, gestatten, eine goldene Halskette und ein Purpurkleid wie die Könige der Chaldäer zu tragen, auch ihn zum Herrscher des dritten Teiles seines Reiches machen. 236 Auf diese Verkündigung hin liefen die Mager noch mehr zusammen und suchten um die Wette die Schrift zu deuten, konnten aber nicht dahinter kommen. 237 Als nun des Königs Grossmutter bemerkte, dass er sich wegen dieser Angelegenheit so sehr quälte, sprach sie ihm Mut zu und sagte ihm, es sei da ein Gefangener aus Judaea mit Namen Daniel, den Nabuchodonosor nach der Zerstörung Jerusalems mitgebracht habe. Dieser Daniel besitze eine seltene Weisheit und Erfahrung in der Entwirrung schwieriger Fragen, die sonst nur Gott selbst kenne, und habe auch den König Nabuchodonosor über Dinge aufgeklärt, die kein anderer ihm habe enträtseln können. 238 Diesen solle er also kommen lassen, ihn über die Schrift befragen, ihm Mitteilung von der Ratlosigkeit der anderen Deuter machen und ihn darüber sich aussprechen lassen, ob Gott damit etwas Schlimmes habe verkünden wollen.

(3.) 239 Als Baltasar dies vernahm, liess er den Daniel rufen und sprach zu ihm, er habe von seiner Weisheit gehört und erfahren, dass er vom Geiste Gottes erfüllt sei und dass er allein das zu ergründen vermöge, was andere nicht erklären könnten. Dann bat er ihn, er möge ihm die Schrift lesen und ihren Sinn deuten. 240 Dafür wolle er ihm das Recht verleihen, Purpur und eine goldene Halskette zu tragen und über den dritten Teil seines Reiches zu herrschen; das solle die ehrenvolle Belohnung für seine Weisheit sein, sodass alle, die ihn sähen, ihn für einen berühmten Mann halten und neugierig nach der Ursache fragen würden, die ihm eine solche Auszeichnung verschafft habe. 241 Daniel indes ersuchte ihn, seine Geschenke für sich zu behalten, denn Weisheit und die Gabe, zu wahrsagen, könne man nicht um Kostbarkeiten erkaufen, sondern sie werde denen, die ihrer bedürften, umsonst zu teil. Die Schrift aber

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 639. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/638&oldid=- (Version vom 12.12.2020)