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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

Herren persönlich gewesen. O, wie danke ich Ihnen, Ihnen allen.“

„Aber das war doch selbstverständlich, gnädige Frau.“

„Treten Sie ein, meine Herren,“ bat sie, „und trinken Sie eine Tasse Tee oder einen Kognak, es ist bitter kalt heute.“

„Verzeihung, gnädige Frau, wir müssen heim, da kommen auch schon unsre Equipagen.“

Baron Fink von Finkenhorst trat zögernd näher. „Wenn Sie erlauben, Frau Pastor,“ sagte er, „komme ich mit herein, ich muß Herrn Kandidaten Philippi noch einen Moment sprechen.“

Grüßend und ihre Hüte schwenkend rollten die übrigen Herren in drei Wagen davon.

Ängstlich zog Isa Berger ihren Mann in das Haus. „Und du hast die ganze Zeit in der Kälte gestanden!“ klagte sie. „Mein Gott, wenn das nur gut abläuft!“

Sie traten in das Haus.

„Hören Sie, Herr Kandidat,“ begann Baron Fink und zog Philippi in eine Ecke, „ich kenne Possart persönlich, hier ist ein Brief an ihn. Lesen Sie – er wird Ihnen die nötigen Schritte ebnen. Sie müssen zur Bühne!“

Mit einem klaren Lächeln sah Ernst Philippi den sonderbaren Gesellen an. „Vor vier Wochen noch hätte ich Ihr An­erbieten mit Dank und Freude angenommen, Baron Fink,“ sagte er fest, „heute weiß ich, daß meine Pflicht wo anders liegt, und

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/89&oldid=- (Version vom 1.8.2018)