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Franz Delitzsch: Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage. Ein Anfang eingehender Erörterung

daß der Pfarrer sich mit größter seelsorgerischer Milde der Fassungskraft des sich Meldenden anzubequemen und mit Furcht und Zittern zu Werke zu gehen hat; denn es wird dereinst das Blut jeglicher Seele von ihm gefordert werden, welche durch seine Schuld, sei es durch sein Reden oder Schweigen, verloren gegangen ist.

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 Allen denen, welche durch die bisherige Auseinandersetzung nicht überzeugt worden sind, möge nun zum Schlusse noch ein Spiegel vorgehalten sein, in welchem sie sich besehen mögen, um zu erkennen, zu welcher Klasse der nicht Ueberzeugten sie gehören.

 1) Sie gehören vielleicht zu denen, welche es für gleichgültig halten, ob man in den streitigen Dogmen lutherischen oder reformirten Glaubens ist. Sie meinen, es sei genug, daß man das h. Abendmahl für ein Gnadenmittel geheimnißvoller Vereinigung mit dem Gottmenschen Jesus Christus halte, möge man über die Art und Weise, in welcher diese Vereinigung sich verwirklicht, denken wie man wolle. Der Streit hierüber gilt ihnen als ein mehr oder weniger scholastischer. Aber mit freudigster Zuversicht halten wir ihnen entgegen: das Abendmahlsbekenntniß unserer Kirche ist nichts anderes als das entfaltete Ja und Amen zu den Worten des Herrn: „Das ist mein Leib, Das ist Mein Blut.“ Mehr verlangt unsere Kirche nicht als demüthige Beugung unter diese Worte dessen der wahrer Gott und Mensch in Einer Person ist. Man wird einwenden: giebt es denn nicht viele glaubenseinfältige Seelen in der reformirten Kirche, die sich wirklich demüthig unter diese Worte beugen? Allerdings, auch wir trösten uns dessen, aber die reformirte Kirche in ihren Bekenntnissen beugt sich nicht.

 2) Vielleicht aber gehören die Leser die wir nicht überzeugt zu denen, welche es für gleichgültig halten ob man äußerlich der lutherischen Kirche oder einer andern zugehöre. Sie können unser eignes Zugeständniß, daß es auch in anderen Kirchen

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Franz Delitzsch: Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage. Ein Anfang eingehender Erörterung. Theodor Bläsing, Erlangen 1852, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Franz_Delitzsch_-_Die_bayerische_Abendmahlsgemeinschaftsfrage.pdf/31&oldid=- (Version vom 10.11.2016)