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in beiderlei Berufsstellung gehört dem Diesseits an. Die Wirkungen reichen weiter, in die Ewigkeit!

 Der Christ soll seinen Beruf ausfüllen und nicht über seinen Beruf hinausgreifen, den Beruf nicht ohne Not wechseln, den Segen desselben von der göttlichen Beihilfe und von seiner angestrengten Thätigkeit erwarten. Wie der Leib der Seele untergeordnet ist, so auch der irdische Beruf dem himmlischen. Der irdische Beruf darf den himmlischen nicht hindern, sondern muß ihn fördern, indem er eine Übungsschule für jenen bildet. Die Tugend, die sich darin zeigt, ist die Berufstreue.

 c. Die irdischen Güter. Jeder Mensch bekommt eine Mitgabe zu seiner Person, zu Leib und Seele, außer den Kräften des Leibes und der Seele (als Schönheit, Stärke, geistige Begabung für Wissenschaft, Kunst etc.) äußerlichen Besitz, Ehren- und Machtstellungen. Alle diese Besitztümer sind von Gott gegeben und haben den Zweck, das leibliche und geistige Wohlsein zu erhöhen und dem Menschen zu seiner Lebensaufgabe zu dienen. Sie sind entweder bona utilia oder jucunda und dem höchsten Lebenszweck (honestum) untergeordnet. Ihr Wert ist untergeordnet und vergänglich. Sie können auch schädlich werden und hören dann auf, Güter zu sein. Nur im rechten Gebrauch und im dankbaren Genuß als von Gott geschenkter Gaben sind sie Güter und erhalten ihren wahren Wert, wenn sie als Ausfluß und Abbild des höchsten Gutes selber gefaßt werden und in den Dienst des höchsten Lebenszweckes treten. In diesem Falle werden sie selber verklärt, werden Förderungsmittel zur Seligkeit, Führer zum höchsten Gut, Vorschmack des höchsten Gutes und selber zu Schätzen für die Ewigkeit. Daher gilt es, die zwei Wahrheiten zu beherzigen:

 „In den irdischen Gütern muß man das höchste Gut suchen und sie für den höchsten Lebenszweck verwerten.“

 „Der Christ hat sich nicht als Eigentümer, sondern nur als Verwalter derselben anzusehen und dafür Gott Rechenschaft zu geben.“

 Die Tugenden, welche hieraus entspringen, sind: Genügsamkeit, Zufriedenheit, Fleiß im Erwerben und Mehren, Sparsamkeit im Erhalten der Güter, Weisheit im Gebrauch derselben.

 3. An Christi Vorbild sehen wir das wiederhergestellte Ebenbild Gottes oder vielmehr das zum erstenmale dargestellte Bild Gottes in dem Stücke, was das richtige Verhältnis des Menschen zu sich selbst betrifft. Wir sehen an ihm das Ideal der rechten Selbstliebe in