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Anfechtung zu wehren, daß uns nicht böse Gedanken einfallen, wenn man es nur beim Einfallen-bleiben läßt (Erbsünde und ihre Äußerungen), daß man’s nicht einlasse, ob sie gleich anklopfen, und wehre, damit sie nicht einwurzeln, damit nicht ein Vorsatz oder Bewilligung (wirkliche Lust) daraus werde. Aber nichtsdestoweniger ist es gleichwohl Sünde, aber in die allgemeine Vergebung gefaßt.“ Züchtig lebt, wer andre durch sein eignes Beispiel nicht zu verbotener Lust, sondern zu einem reinen und heiligen Wandel reizt (Löhe, Hausbuch I, 6. Gebot), Tit. 2, 12; 2, 1–4. 6. Zu einem züchtigen Wandel gehört auch das gesetzte und sittige Benehmen im Umgang mit dem andern Geschlecht, Phil. 4, 8; die sittige, bescheidene Kleidung, besonders der Frauen, deren wahren Schmuck St. Petrus beschreibt 1. Petr. 3; Reinheit in Gebärden und und Worten, Eph. 4, 29. Das Lob des jungfräulichen Lebens ist zu lesen Apok. 14, 4. Ein Beispiel der Reinheit des Herzens und Wandels, der Keuschheit und Zucht ist Joseph, Gen. 39, 9; vor allem aber die jungfräuliche Mutter des HErrn und, bis zur Sündenreinheit, ihr hochgelobter Sohn.

 6. Die Verirrungen und Greuel des geschlechtlichen Lebens sind unzählige, und Tausende gehen auf dem Weg der Unkeuschheit und Unzucht, durch Hurerei zugrunde, Gal. 5, 19; 1. Kor. 6, 9. 12–20; 1. Thess. 4, 3–5. Es sind Werke des Fleisches, die vom Reich Gottes ausschließen, wenn nicht Buße erfolgt; Sünden einzig in ihrer Art, weil der Mensch seinen eignen Leib, der Christ den Leib, der ein Tempel des heiligen Geistes ist, befleckt und schändet. Hurerei erzeugt auch ansteckende Krankheiten, Sir. 19, 3, und stürzt den Menschen in die tiefste Tiefe des Lasters und Verderbens, Sprüche 22, 14. Am versunkensten sind die weiblichen Wesen, die aus der Hurerei ein Gewerbe machen und unzählige unschuldige Herzen verführen und die Verführten nicht loslassen. Sie sind eine Pest, eine Seuche, ein Verderben ganzer Völker und bringen Gottes Strafgericht, wie bei Sodom, herbei. (Die Prostitution, namentlich in den Weltstädten: Berlin, Wien, Paris, London.)

 Es gibt aber auch Wollustsünden andrer Art, zum Teil noch unnatürlicher und greulicher als die Hurerei: die Knabenschänderei (Päderastie), die bei den Griechen zu Hause war, Röm. 1, 27, und das noch unnatürlichere gleiche Laster beim Weibe, Röm. 1, 26. Was aber das Mögliche zu übersteigen scheint, hat die Verworfenheit des Menschen ausgedacht: die Unzucht mit den Tieren, die Sodomiterei. Im Alten