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ersten lutherischen Pastors derselben, Johannes Mittler. Sein katholischer Vorgänger war Johannes von Houe (Hofe). Mittler wurde demselben im Jahre 1552, 14 Tage vor Martini, aus uns unbekannten Gründen adjungirt, lebte mit ihm, wie er uns selbst berichtet, noch bis in das dritte Jahr zusammen, also bis 1555, und hat somit bis zum Fahr 1614, seinem Todesjahr, circa 62 Jahre segensreich in der Gemeinde Rosbach gewirkt. Mittler erscheint uns nach allem, was von ihm auf uns gekommen ist, mit allen Eigenschaften eines Gemeinde-Reformators ausgerüstet, nämlich als ein Mann von gediegener Frömmigkeit, wissenschaftlicher und praktischer Tüchtigkeit und unwandelbarer Festigkeit und Ruhe. — In die Zeit seiner Amtswirksamkeit fällt also das Geburtsjahr der Gemeinde als einer Gemeinde der Reformation, nach allen vorfindlichen Aktenstücken das Jahr 1571. Es ist, wie bei anderen Gemeinden, so auch hier bezeichnend für den Character des Uebertritts, das desselben in keinem Dokument aus damaliger Zeit als eines ganz außerordentlichen Ereignisses Erwähnung geschieht. Weil er sich allmählig anbahnte und dann zu einer That der ganzen Gemeinde wurde, vollzog er sich ohne Geräusch. Nur die allerdings glaubwürdige Ueberlieferung besagt, das der Uebertritt der ganzen Gemeinde bei Gelegenheit der Frohnleichnamsprozession zu Hurst, auf dem heute noch sogenannten „Heiligen“, sich vollzogen habe.

Die beiden ältesten geschichtlich werthvollen, freilich nur schwer zu lesenden Urkunden des Kirchenarchivs sind außer zwei Schuld- und Pfandverschreibungen aus den Jahren 1572 und 1574: 1) ein von der Hand Mittlers am 21. November 1576 geschriebenes Verzeichniß derjenigen, die der Kirche zu Rosbach Geld geliehen und dafür Kirchengüter oder Güter der St. Lucien-Brüderschaft in Pfand erhalten haben, und 2) ein wahrscheinlich in den neunziger Jahren desselben Jahrhunderts auf Veranlassung der damaligen Kirchen-Provisoren oder Kirchen-Knechte geschriebenes, leider nicht vollständiges Heft, enthaltend 1) einen Zehnt-Zettel, 2) eine revidirte Abschrift des obigen Mittler'schen Verzeichnisses und 3) ein Verzeichniß von fünf Armenspenden-Stiftungen, ebenfalls nach einem noch vorhandenen Mittler'schen Entwurf ausgearbeitet.

Aus diesen Schriftstücken geht hervor, das die Kirche zu Rosbach im Jahre 1572 bereits eine Kirche der Reformation war; das im Oktober dieses Jahres die erste Glocke schon vorhanden (gemäß einer Bemerkung: „dieses Geld ist an die erste neue Glocke gekommen“); das die Kirche in den nächsten Jahren nach dem Uebertritt der Gemeinde sich in großer Geldverlegenheit befand; das sie aber theils selbst, theils durch die mit ihr in

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Josua Julius Garschagen: Die evangelische Gemeinde Rosbach a. d. Sieg. Albert Pfeiffer, Solingen 1884, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GarschagenRosbach1884.pdf/6&oldid=- (Version vom 7.4.2021)