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Die Reformation

hatte am 31. Oktober 1517 in Wittenberg begonnen. Acht Monate darauf trat unser Abt die Regierung an, wahrscheinlich noch unbekannt mit den Vorgängen in Wittenberg. Und wenn er auch Kenntniß davon hatte, so nahm ihn doch die in seiner Nähe damals herrschende materielle Noth mehr in Anspruch, als das, was dort in der Ferne vorging. Die reformatorischen Ideen kamen nicht von Wittenberg, sondern von Heidelberg her nach Heilsbronn. Zur Zeit unseres Abts studirte kein heilsbronner Mönch in Wittenberg; die Schule für höhere Studien war noch immer vorzugsweise Heidelberg. namentlich für die beiden Mönche Joh. Werkmann und Joh. Schopper, welche dort studirten und 1519 und 20 promovirten. Unser Abt verausgabte zu ihrer Promotion 14 fl. und 20 fl. Den von Heidelberg damals Zurückkehrenden war Luther, welcher 1518 einem Konvent daselbst beigewohnt und großes Aufsehen gemacht hatte, zuverlässig bekannt geworden. Daß Joh. Schopper, Wenk’s Nachfolger, Luthers Lehre genau kannte und sich zu derselben bekannte, werden wir nachher sehen. Als Schopper 1520 in Heidelberg Doktor der Theologie geworden war und nach seiner Rückkehr in das Kloster zum Prior gewählt wurde, hatten bereits viele seiner lutherisch gesinnten Mitmönche das Kloster verlassen und bürgerlichen Handthierungen sich zugewendet. Bei Einigen derselben war es, wie unser Abt schreibt, Muthwille, Freiheitssucht und Unzufriedenheit mit dem klösterlichen Zwang, was sie zum Austritt bewog. Wenk hielt, wie alle seine Vorgänger, die strenge Klosterzucht aufrecht. Bald war von den 72 Mönchen die größere Hälfte ausgetreten und die Majorität der im Kloster Zurückgebliebenen – meist ältere und zur Erlernung bürgerlicher Gewerbe nicht mehr geschickt – lutherisch gesinnt. An der Spitze der antilutherischen Minorität stand Wenk. Er sah mit richtigem Blicke voraus, daß Luthers Lehre und der dadurch herbeigeführte Austritt so vieler Mönche zur Auflösung des Mönchsstaates führen werde. Daher sein Bemühen, die noch vorhandenen Elemente zusammen zu halten, die gelockerten Bande wieder zu befestigen, vor Allem aber

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/270&oldid=- (Version vom 1.8.2018)