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lernen. Er wurde, wie wir gesehen haben, nicht in herkömmlicher Weise zum Abt gewählt, sondern von Regenten und Räthen kurzweg dem Kloster oktroyirt. Wir werden sehen, wie durch seine Unbesonnenheit das Kloster im Innern zerrüttet, der Selbstauflösung schnellen Schrittes entgegengeführt wurde und das Klostergut ohne gewaltsame Sekularisation dem Markgrafen zufiel.

In Augsburg tagten eben die Stände des Reiches. Man erwartete im Reichstagsabschied die Bestimmung: „Was im Augenblick katholisch ist, soll fortan katholisch, was protestantisch ist, protestantisch bleiben.“ Onolzbachischerseits beeilte man sich daher, Alles, was in Heilsbronn durch Albrechts Restauration einen katholischen Anstrich erhalten hatte, schleunigst wieder zu entfernen. Der Ausführung stand nichts im Wege, da Albrecht, den man wider Willen bisher gewähren lassen mußte, geächtet und vertrieben war. Am 17. Sept. 1555[1] Nachmittags erschienen in Heilsbronn der Hofmeister Sebast. von Westernach, der Kanzler Tettelbach und der Sekretär Junius mit einer Vollmacht von der Markgräfin Emilie, sowie von ihrem nunmehr aus der Vormundschaft entlassenen Sohne Georg Friedrich und dessen Räthen E. von Ehenheim, H. W. von Knöring und H. Hauck. Diese Emissäre ließen sich bei unserem Abt melden und versammelten dann den ganzen Konvent, welchem der Kanzler Folgendes eröffnete: „Die Markgräfin Emilie, der Markgraf Georg Friedrich, Statthalter, Regenten und Räthe haben den Greuel der Privatmesse und abgöttischer Papisterei eine lange Zeit zugesehen und gemeint, Abt und Konvent sollten von selbst davon abstehen. Länger zuzusehen, kann man vor Gott nicht verantworten. Abt und Konvent haben daher die Privatmesse, die Invokation der Jungfrau Maria und der Heiligen abzuschaffen, ingleichen den Habit, da solche Kappen und Lappen nicht verdammen noch selig machen können, und anstatt derselben sind feine, ehrliche, schwarze Priesterröcke, wie die der Chorherren zu Onolzbach, zu tragen. Anstatt der gottlosen Kollekten (de Maria


  1. Vgl. Stillfried S. 31.
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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/485&oldid=- (Version vom 1.8.2018)