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Der Pfarrer remonstrirte und erklärte die Beschuldigungen für Verleumdung. Die Regierung kommunizirte die Remonstration dem Abt Wunder zur Berichterstattung, worauf der Abt berichtete: „Streum, roh und gottlos, stets toll und voll, wie auch sein Weib, zieht einher in Geberden und Kleidung nicht wie ein Kirchendiener, sondern wie ein Landsknecht oder Lotterbube, hat mit einer Wirthsmagd zu thun gehabt, verfrißt sein Einkommen in Kälbern, so daß ihn der gemeine Mann den Kälberfresser heißt.“ Streum wurde abgesetzt. An seine Stelle kam Magister Joh. Stiber, Predigerssohn aus Heilsbronn und daselbst in der Schopper’schen Schule erzogen, bisher in Weimersheim, „daselbst durch Ludwig Harder in Schaden und Unglück gebracht“ und dadurch bewogen, sich beim Abt um die Pfarrstelle in Adelhofen zu bewerben. Zu seinem Umzuge bat er die Gemeinde um Fuhren, „erlangte aber von ihr nicht ohne besondere Mühe nur etliche Wägen auf seine eigenen Kosten.“ Als Vergütung dekretirten ihm die Räthe 5 fl. aus der Klosterkasse mit dem Bemerken, daß die Eingepfarrten jedes Ortes auf ihre Kosten ihre Seelsorger mit der Fuhr billig zu sich bringen sollten. Nach kaum zweijähriger Funktion schrieb Stiber am 30. Jan. 1576 an den Abt Wunder: „Ohne all mein Anlangen und Wissen hat Junker Rud. von Rosenberg mich zur Pfarr Wermuthshausen berufen und werde in 3 oder 4 Wochen dahin abziehen. Danke für alle mir erzeigten Wohlthaten, die Gott Ew. Ehrwürden reichlich wolle vergelten. Ich kann solches nicht persönlich thun, da ich seit dem neuen Jahr in Gefahr schwebe mit Weib und Kindern und meinem geringen Vermögen, da in das sechste Mal mit Gefahr meines Lebens von Dieben und bösen Buben angegriffen, Läden und Fenster herabgerissen und geöffnet worden, also daß nichts denn Plünderung und Mord gewesen wäre, wo sie herein gekommen und meiner mächtig worden wären. Ich darf keine Nacht außer meiner Wohnung sein. Solches ist nicht allein mir widerfahren, denn neulicher Zeit Viele also angegriffen worden und die Kirchhäuser aufgebrochen und viel großer Schaden zugefügt, am Heftigsten aber mit zugesetzt worden, weil das

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 2). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_2).pdf/74&oldid=- (Version vom 1.8.2018)