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in Ober- und Niederbayern.“ Nach dieser kategorischen Erklärung ruhte die Sache 13 Jahre lang, bis der Abt Wirsing noch einmal versuchte, das Verlorene wiederzubringen. Es ist oben beim 30. Abt Wirsing berichtet worden, wie in Folge des kaiserlichen Interims das Kloster durch den Markgrafen Albrecht Alcibiades restaurirt und rekrutirt wurde. Demzufolge machte der Abt gegen den ostensibeln Verweigerungsgrund des Herzogs geltend: „Das keineswegs sekularirte, vielmehr jetzt wieder vollkommen hergestellte Kloster habe vollen Anspruch an den stiftungsmäßigen Bezug von Kelheim.“ Er schrieb an den Markgrafen Albrecht, der ihm sehr geneigt war, unterm 8. Sept. 1549: „Im Bauernaufruhr haben wir uns nothgedrungen und auf Befehl des Markgrafen Kasimir eine Zeit lang zu unsern Eltern und Freundschaft begeben in priesterlicher Kleidung, die uns vom päpstlichen Stuhl zugelassen wurde. Dieses geschah uns und unserem Kloster zum Nutzen. Denn dadurch wurden wir erhalten, während andere Klöster unseres Ordens wegen ihrer Klostertracht geplündert und zerstört worden sind. Herzog Ludwig wurde durch unsere Mißgönner berichtet, als hätten wir unsern Habit aus eigenem Vornehmen abgelegt und ließ daher unsere Inkorporation in Kelheim arretiren. Jetzt sind aber auf kaiserlichen und markgräflichen Befehl von andern Klöstern unseres Ordens wieder Ordenspersonen in unser Kloster getreten und ist unsere alte Kleidung und Religion wieder hergestellt. Wir bitten daher, beim Herzog Ludwig die Zahlung der Rückstände, die sich nun auf 2000 fl. belaufen, zu erwirken und fügen eine Abschrift der Stiftungsurkunde des Kaisers Ludwig von 1347 hier bei.“ Auch der Markgraf Albrecht richtete nichts aus; auch dieser letzte Versuch mißlang; das Verlorene war unwiederbringlich verloren. Das Kloster verkehrte fortan nicht mehr mit Kelheim. Die heilsbronner Aufschreibungen geben daher keinen weitern Aufschluß über die religiös-sittlichen Verhältnisse in Kelheim während des Reformationsjahrhunderts. Über einige frühere Verhältnisse daselbst siehe Abschnitt VII bei Kelheim.


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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 2). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_2).pdf/92&oldid=- (Version vom 1.8.2018)