Seite:George Sand Indiana.djvu/187

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Herzen verborgen bleiben, weil Worte sie nicht schildern können. Man muß erst vom Sturm gebrochen, vom Blitz getroffen worden sein, um solche Freuden, solches Glück zu verstehen. Und was nun unsere Verbrechen betrifft,“ fügte er lächelnd hinzu …

„O,“ rief ich, die Augen mit Tränen erfüllt.

„Hören Sie, mein Herr,“ unterbrach er mich sogleich, „Sie haben nur wenige Stunden mit den beiden Verbrechern von Bernica gelebt, aber eine einzige reichte für Sie hin, ihr ganzes Leben zu lernen. Unsere Tage gleichen sich alle, sie gehen schnell und rein an uns vorüber, wie die Tage unserer Kindheit. Jeden Abend segnen wir den Himmel, jeden Morgen flehen wir um seinen Schutz. Der größere Teil unserer Einkünfte ist dem Loskaufen armer, kranker Neger gewidmet. Das ist der Hauptgrund, weshalb die Kolonisten uns Böses nachsagen. Wären wir doch reich genug, um alle die Armen zu befreien, welche in der Sklaverei leben! – Unsere Diener sind unsere Freunde, sie teilen unsere Freude, wir pflegen sie in ihrer Krankheit. So geht unser Leben ohne Kummer, ohne Vorwurf hin. Sehen wir zuweilen Tränen in unseren Augenwimpern, so gelten sie nur unserem Glücke.“

„Lieber Freund,“ sagte ich zu ihm, nach einem langen Stillschweigen, „könnten die Beschuldigungen der Welt bis zu Ihnen dringen, Ihr Glück würde laut darauf antworten.“

„Sie sind jung,“ antwortete er, „für Sie, dessen reine Seele die Welt noch nicht beschmutzt hat, bezeugt das Glück unsere Tugend, für die Welt bestätigt es unser Verbrechen. O, die Einsamkeit ist schön und die Menschen sind nicht wert, daß man bedauert, ohne sie zu leben. Man hält den menschlichen Umgang notwendig für das Glück. Wer es glaubt, mag sie achten. Ich aber beklage aufrichtig jedes Glück, das sich nach ihren Launen richten muß.“

„Einige tadeln Ihre Zurückgezogenheit,“ wagte ich einzuwenden, „sie behaupten, jeder Mensch gehöre der Gesellschaft, die Anspruch auf ihn habe. Es wäre

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George Sand: Indiana. Karl Prochaska, Leipzig [u.a.] [1904], Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Sand_Indiana.djvu/187&oldid=- (Version vom 1.8.2018)