Seite:George Sand Indiana.djvu/33

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„Ohne dich?“ fragte Frau von Carvajal, welche ihre Toilette nicht umsonst gemacht haben wollte. „Was soll ich alte Frau denn in der Gesellschaft, ohne die schönen Augen meiner Nichte, die mir erst Wert geben?“

„Ihr Geist wird den Mangel derselben ersetzen, liebe Tante,“ entgegnete Indiana.

Die Marquise von Carvajal, die nichts weiter verlangte, als sich überreden zu lassen, ging allein. Und jetzt verbarg Indiana ihr Gesicht in ihre beiden Hände und begann zu weinen; denn sie hatte ein großes Opfer gebracht.

Das erste, was Raymon auf dem Balle erblickte, war die alte Marquise. Vergeblich suchte er aber in ihrer Nähe das weiße Kleid und die schwarzen Haare Indianas.

„Meine Nichte ist krank,“ hörte er die Marquise zu einer anderen Dame sagen, „oder vielmehr, sie hat die Laune, allein zu Hause bleiben zu wollen, ein Buch in der Hand, um sich sentimentalen Träumereien hinzugeben.“

„Sollte sie mich vermeiden wollen?“ dachte Raymon.

Sogleich verließ er den Ball und eilte in die Wohnung der Marquise. Dort fragte er den Diener, den er schlaftrunken im Vorzimmer fand, nach Frau Delmare.

„Die gnädige Frau ist krank.“

„Ich weiß es. Ich komme, um mich im Auftrage der Frau von Carvajal nach ihrem Befinden zu erkundigen.“

„Ich werde die gnädige Frau davon benachrichtigen …“

„Das ist überflüssig; Frau Delmare empfängt mich.“

Und Raymon trat ein, ohne sich anmelden zu lassen. Alle anderen Diener waren zu Bette gegangen. Eine einzige, mit einem grünen Schirme bedeckte Lampe erhellte schwach den großen Saal. Indiana hatte der

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George Sand: Indiana. Karl Prochaska, Leipzig [u.a.] [1904], Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Sand_Indiana.djvu/33&oldid=- (Version vom 1.8.2018)