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(wie überhaupt jeden), treibt man es auch gerade nicht so weit wie Chopin, der neulich sogar mit einem Quartsextaccord aufgehört hat.[H 1] Ich sage das im Allgemeinen und nicht in Bezug auf unsere Symphonie.

Der letzte Satz ist der leidenschaftlichste, fast durchaus wie von zischenden Violinenfiguren eingestrickt, manches vielleicht nicht mehr schön, aber sehr interessant gearbeitet und gedacht. Den Schluß des Ganzen erwähnte ich schon.

Nach der besten Ueberzeugung ist denn das Werk als ein neues, deutsches Talent hochehrendes vor den meisten dieser Art zu nennen. Dem Componisten selbst, der trotz aller Einflüsterung der Masse, ihr zu huldigen, sich so rein in seinem Streben erhält, möchten diese ohne allen Anspruch auf Untrüglichkeit der Ansicht geschriebenen Bemerkungen in etwas beweisen, mit welcher Erwartung und Freude Viele seinen künftigen Leistungen entgegensehen.

Ich sagte im Anfang ganz mit Absicht, daß ich, wär’ ich ein Verleger, die Partitur nach einigen Wochen drucken ließe. Ich würde nämlich, verständ’ ich etwas von der Sache, den bescheidenen Componisten um einzelne kleine Aenderungen bitten. Etwas vollbracht zu haben, ist wohl ein selig Gefühl, aber von einem Anfange, auf dem die Hand des Genius ruht, hängt auch viel ab. So wünschte ich gleich in der Einleitung, die nur da zu sein scheint, weil es so hergebracht ist, manches anders. Was soll überhaupt das ceremonielle, pathetische Ding?

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] Vielleicht hat Chopins A moll-Mazurka (Werk 17 Nr. 4) Schumann hierbei vorgeschwebt: sie schließt aber nicht mit einem Quartsext- sondern mit einem Sextaccord. Das Heft war wenige Tage vor Abfassung des obigen Aufsatzes erschienen. I.325 [WS] Der Quartsextakkord ist eine Umkehrung des Dreiklangs, mit dem ein Stück nicht enden sollte. Verlangt ist vielmehr ein Dreiklang in Grundstellung.