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Das Komische in der Musik.[H 1]


Die weniger gebildeten Menschen sind im Ganzen geneigt, aus der Musik ohne Text nur Schmerz oder nur Freude, oder (was mitten inne liegt) Wehmuth herauszuhören, die feineren Schattirungen der Leidenschaft aber, als in jenem den Zorn, die Reue, in dieser das Gemächliche, das Wohlbehagen etc. zu finden nicht im Stande, daher ihnen auch das Verständniß von Meistern wie Beethoven, Franz Schubert, die jeden Lebenszustand in die Tonsprache übersetzen konnten, so schwer wird. So glaub’ ich in einzelnen moments musicals[H 2] von Schubert sogar Schneiderrechnungen zu erkennen, die er nicht zu bezahlen im Stande, so ein spießbürgerlicher Verdruß schwebt darüber. In einem seiner Märsche meinte Eusebius ganz deutlich den ganzen österreichischen Landsturm mit Sackpfeifen vorn und Schinken und Würsten am Bajonette zu erkennen. Doch ist das zu subjectiv.

Von rein komischen Instrumentaleffecten führ’ ich aber an die in der Octave gestimmten Pauken im Scherzo der D moll-Symphonie,[H 3] die Hornstelle

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] Auf Anregung von K. Steins (Kefersteins) Aufsatz „Das Komische in der Musik“ (Cäcilia 1833, S. 221) geschrieben. Schumann wollte seiner Skizze einen Aufsatz „Vom Humor in der Musik“ folgen lassen, der „alles deutlicher entwickeln werde“; er ist aber nicht erschienen. I. 322.
  2. [WS] [6] Moments musicaux op. 94 D780, 1823–1828 geschrieben, Frühjahr 1828 erschienen; der verschriebene Titel „moments musicals“ stammte von dem Verleger Leidesdorf.
  3. [WS] 9. Sinfonie d-Moll op. 125 (1815–1824), das Scherzo „Molto vivace“ ist der zweite Satz.