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Hände, der Philister ruft begeistert: „das ist wahre Musik“. – Also feiertet ihr ihn im Leben; kein Begleiter, keine Begleiterin bot sich ihm an: in einem schmerzlicheren Sinn starb er, wie Napoleon, ohne ein Kind am Herzen zu haben, in der Einöde einer großen Stadt. Setzt ihm denn ein Denkmal — vielleicht verdient er’s; dann aber möchten eines Tags auf eurem umgeworfenen Quader jene Goetheschen Verse geschrieben stehen:

So lange der Tüchtige lebt und thut,
Möchten sie ihn gern steinigen.
Ist er hinterher aber todt,
Gleich sammeln sie große Spenden
Zu Ehren seiner Lebensnoth
Ein Denkmal zu vollenden.
Doch ihren Vortheil sollte dann
Die Menge wohl ermessen,
Gescheuter wär’s, den guten Mann
Auf immerdar vergessen.[H 1]

Florestan.


2.

Sollte aber durchaus Jemand der Vergessenheit entzogen werden, so mache man doch lieber den Recensenten Beethovens einige Unsterblichkeit, namentlich Jenem, der in der allgem. mus. Zeitung 1799, S. 151 voraussagt: „Wenn Hr. van Beethoven sich nicht mehr selbst verleugnen wollte und den Gang der Natur einschlagen, so könnte er bei seinem Talent und Fleiß uns sicher recht viel Gutes für ein Instrument liefern, welches u. s. w.“[H 2] Ja wohl im Gang der Natur liegt’s und in

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Johann Wolfgang von Goethe, West-oestlicher Divan (1819), drittes Gedicht aus Rendsch Nameh – Buch des Unmuths; die beiden ersten Verse hat Schumann ausgelassen.
  2. [WS] Allgemeine musikalische Zeitung, 1. Jg. 1798–1799, Spalten 570–572, hier 571; Rezension eines Anonymus über Beethovens Violinsonaten op. 12 Google. Es heißt dort allerdings: „Wenn Hr. v. B. sich nur mehr selbst verleugnen, und den Gang der Natur einschlagen wollte…“