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Apollo ist Gott der Musen und der Aerzte zugleich.

Fl.

Der Stadt- und Communal-Musikverein zu Kyritz.
Lustige Begebenheit[1] von Florestan.

Das Städtchen Kyritz zeichnete sich von jeher durch Liebe zur Musik aus. Wie es ganze Schach spielende Dörfer giebt, andere, die ihr vollständiges Theater haben, so schien Kyritz wie ein großes Haus eines Stadtmusikherrn, wo aus jedem Fenster zur Tag- und Nachtzeit verschiedene Instrumente herunter — und hinauf klingen. Vom Cantor bis zum Nachtwächter herab war Alles musikalisch. Aber man irrt, wenn man glaubt, die Harmonie wäre in Kyritz zu Hause gewesen. Schon lange hatten sich in ihrem Schooße geheime Parteien gebildet; ja hatten sich nicht vor der Thüre des Regimentsobertambours Fresser (eines offenen Romantikers) in der Walpurgisnacht ganze Gruppen blasender und streichender Anhänger gestellt, um mit ihrem Chef zum Hause des Oberbälgentreters Kniff (der als Oberhaupt der andern Partei zu betrachten) zu ziehen, selbigem die „Vehmrichterouvertüre”[H 1] u. a. Possen aufzuführen, während Kniff die zum „Kalif von Bagdad”[H 2] anstimmen ließ zur Gegenwehr! Eine gräuliche Musik

  1. Sie hatte einen symbolischen Bezug zu den damaligen Zuständen einer berühmten Musikstadt.

Anmerkungen (H)

  1. [WS] s. o. Berlioz Les francs-juges op. 3 (Die Femrichter).
  2. [WS] Le Calife de Bagdad (Der Kalif von Bagdad), eine Oper von François-Adrien Boieldieu, 1800 komponiert.