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und dießmal geht man weiter, es kam auch die Forderung einer Umgestaltung der dithmarsischen Verhältnisse nach dem Muster der eiderstedtischen, weil der Herzog möglichst gleiche Einrichtungen in seinen Landen wünsche. Wir sehen aber nicht, daß etwas in den dithmarsischen Verhältnissen verändert sei. Vom Wunsch zur Ausführung ist oft ein weiter Weg. Die Schatzung wurde wirklich mit 56000 Mark aufgebracht und abgeführt. Endlich trat der Herzog 1600 mit der Forderung auf, das Land solle ihm bescheinigen, daß die 1595 und 1598 aufgebrachte Contribution ein Geschenk für ihn und seine Leibeserben sei. Die dazu berufene Landesversammlung ordnet auch die Vertheilung der Kosten, welche der große Landtag zu Schleswig veranlaßt hatte, zu dem Dithmarschen 20 Trabanten hatte zu stellen gehabt.

So sind diese unerquicklichen Verhandlungen zu gleicher Zeit für uns sehr lehrreich, weil sie uns die Dithmarscher Landesversammlung, über deren Entstehung uns die geschichtlichen Ueberlieferungen im Stich lassen, in voller und wiederholter Wirksamkeit zeigen. Aber diese Zeit zeigt uns zugleich, daß eine neue Zeit herangekommen ist. Die Zeit der Spannung zwischen Landesherrn und Unterthanen ist vorüber; der Dithmarscher blickt nicht mehr als ein mit der Schärfe des Schwertes Unterworfener zu den Fürsten auf und die Fürsten treten vertrauensvoll in seine Mitte. Von den drei erobernden Fürsten war nur König Friedrich II. in den letzten Jahren wieder durchreisend nach Dithmarschen gekommen, sonst hatte kein Oldenburger hieher den Fuß gesetzt. Aber 1597 erschien der jüngste der gottorpischen Brüder Johann Friedrich, Erzbischof von Bremen, der sehr gegen den Wunsch seiner Mutter von dem hessischen Hofe, wo er erzogen war, und seiner Residenz Bremen kommend, in Brunsbüttel über die Elbe ging, in Heide übernachtete und so in seiner Kutsche mit 8 Pferden das Land durchzog. Den Dithmarschen gefiel er wohl in seiner Frische, wie er sich vom Fenster aus das Wogen und Treiben des Sonnabendmarktes übersah; sie freuten sich ebenso seines Muthes, wie die Mutter für ihn bangte. Im nächsten

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/166&oldid=- (Version vom 14.6.2018)