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Dithmarschen geheißen, ehe die Marsch da war. Schon Neocorus verwahrt sich entschieden gegen den Gedanken, daß Dithmarschen von ihr seinen Namen habe, Thl. I, S. 82, weil der ganze Osten Geest, d. h. sandiges, holziges Land und Heide sei, sodann weil lange, ehe die Marsch hinzugeschlagen, die hohen Oerter des Landes seien bewohnt gewesen, und die Bevölkerung sich von da nach der Marsch, von Wesseln nach Weslingburen, von Albersdorf, Heide und Rickelshof nach Walkenhusen und Wörden (das Geschlecht der Wollersen); von Tellingstedt nach Nienkrog, von Bracken im Kirchspiel Hemmingstedt nach Hogenwörden und Averwisch; von Windbergen (die Vogdemannen) nach Weslingburen – und setzen wir hinzu von Olden-Erpe nach Elpersbüttel – hingezogen sei. Ohne Zweifel sind es Familientraditionen, auf welche hier der Chronist fußt; es wird sich aber später herausstellen, daß in Dithmarschen von einer Eindeichung, d. h. von einer eigentlichen Marsch, erst um oder kurz vor 1200 die Rede sein kann.

Fragen wir aber, woher der Name die große Marsch oder nach dem heutigen Sprachgebrauche das große Moor, die große Niederung, stamme, so antwortet darauf mit lauter Stimme die Specialkarte. Landete von jenseits der Elbe der Kahn etwa am hohen Moor bei Oestermoor, so hatte er vor sich eine zusammenhängende Niederung von über drei Meilen Länge bis Schafstedt, die an ihrem Eingang zwischen Kuden und der Wilstermarsch (auch altem Moorboden) 2/3 Meilen in der Breite maß, dann bei Burg sich auf 7000 Fuß verengte, bei Hochdonn wieder 9400 Fuß Breite gewann, dann bei Eggstedt zusammengeschnürt sich einigermaßen zuspitzte, eine Niederung 2780 Morgen oder etwa 7/8 Quadratmeilen.

Betrat der Reisende dann bei Friedrichshof den festen Boden und richtete sich, an Hopen und Westorf vorbeigehend, gegen Nordwesten, so stieß er nach einem Marsch von noch nicht 112 Meilen abermals auf eine große Niederung, die des Windberger Sees, der jetzt ein Tüpfel ist, aber einst von Ost nach West zwischen Jägersburg und Südhastedt 114 Meilen breit,

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/206&oldid=- (Version vom 14.6.2018)