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genannt. So kann man füglich die Frage aufwerfen, ob nicht die Rathgeber eine Institution des Erzbischofs Gerhard II. gewesen sind, der so ziemlich um die Zeit der Einwanderung der Friesen herrschte, und es geht einem eine Ahnung auf, daß diese Institution es war, welche 1288 den Adel aus seiner Stellung verdrängte. Eben vor Gerhard, unter Hartwig II. um 1208, waren die Boien aus Wursten eingewandert, vielleicht manche andere friesische Familien mit ihnen. Da der Stammvater der Boien mit der Fähre zu Brunsbüttel belehnt sein soll, so existirt also Brunsbüttel, d. h. der Theil der Marsch, der keine Wurthen hat, und läßt uns ahnen, daß diese Deiche durch friesische Kunstfertigkeit aufgeführt sein mögen. Es ist überall eine Zeit großer Umgestaltungen im Innern, die Zeit, wo Meldorf Stadtrecht erhält; ist es denn da undenkbar, daß der Erzbischof mit den Einwanderern aus Wursten auch diese Institution der friesischen Landschaften hier einführte?




VII.
Die Vögte und Geschlechter.

Nach der Schlacht bei Bornhövede legte der Erzbischof seine Geschäfte als Fürst des Landes – denn in geistlicher Beziehung stand Dithmarschen unter dem Hamburger Domcapitel – in die Hand eines Vogtes, advocatus[1], ohne Zweifel aus der Mitte des einheimischen Adels. Er hatte zunächst dem Heerbann und dem Blutgericht vorzustehen, die Brüchen (Hauptstrafen

  1. Eine Acte aus dem Jahr 1265 nennt nur einen: „Advocatus, milites, consules et tota communitas terre Thetmersie“, eine andere von 1281 mehrere: „Milites, advocati et universitas terrae Ditmarcie“, wobei nicht zu übersehen, daß in der letzteren die Ritterbürtigen vor dem Vogt genannt werden.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/243&oldid=- (Version vom 14.6.2018)