Seite:Geschichte des Dresdner Christmarkts.pdf/9

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sogenannte Marktgeleite eingenommen, d. h. eine geringe Abgabe von allen diese Woche über durch die Thore eingehenden beladenen Wagen und Viehstücken[1]. Eine den Jahrmärkten eigentümliche Erscheinung bildeten die daselbst gewöhnlich ohne Ratserlaubnis sich produzierenden Marktschreier, Liedersänger und Gaukler, welche durch allerlei Künste und Versprechungen oder durch Aufstellen von Spieltischen das Volk herbeilockten. Besonders wußten die oft von sehr entfernten Orten anherkommenden sogenannten Ärzte Publikum um sich zu sammeln. Bei ihnen gab es allerlei Interessantes zu sehen, zu hören und zu kaufen. Da trat z. B. ein Doktor auf, „welcher zugleich das Duthorn[WS 1] führte", oder ein Zahnarzt, der erst ein geistliches Lied singen ließ und nach Beendigung desselben seine „Arzney vor die Würmer" anpries. Hier hielt ein sogenannter Wunderdoktor zu Pferde und „machte seine Wissenschaft kund"[2]; dort durchzog ein „weitberühmter und Welt-bekandter Kayserlicher und Königlicher privilegirter Türkischer Operator, Oculist, Gehör- Stein- und Bruchmeister" in auffälliger fremdländischer Kleidung die Straßen und teilte unter die reichlich herbeiströmenden Menschen Zettel aus, die von seiner großen Kunst Kenntnis gaben[3]. Ein anderer Arzt ließ abends durch seine Leute „ein Comödienspiel aufführen“ und „reizte damit vieles Volk zum Zuschauen an.“ Nach Beendigung des Spiels entstand durch die anwesenden Gassenjungen ein großes Geschrei, und des Arztes Leute trieben dazu allerhand Possen[4]. Es war in der That ein sehr lebhaftes und lustiges Treiben, das sich auf den Jahrmärkten entwickelte, während es auf dem Strietzelmontage viel ruhiger zuging.

Trotz der vorhandenen Unterschiede wollte der Rat den Christmarkt, in gewisser Beziehung wenigstens, einem Jahrmarkte gleichgestellt wissen, weshalb er auch öfters jene Eingaben hiesiger Einwohner abwies, welche darauf abzielten, auswärtige Verkäufer

vom Strietzelmontag zu entfernen. Dies geschah z. B. im Jahre


  1. C. XXX. 15 Bl. 44. 45.
  2. C. XXX. 215 Bl. 2. 3.
  3. Ebenda Bl. 81. 96.
  4. C. XXX. 7 Vol. I Bl. 38.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Nachtwächterhorn, Jagdhorn
Empfohlene Zitierweise:
Adolf Hantzsch: Geschichte des Dresdner Christmarkts. , Dresden 1888, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dresdner_Christmarkts.pdf/9&oldid=- (Version vom 12.9.2022)