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Straßburg und Basel und von da mit dem Süden an, als es über Köln rege Beziehungen mit dem Norden, Nordosten und Nordwesten unterhielt. Daran schloß sich der lebhafte Verkehr mit dem Binnenlande, namentlich den Hauptsitzen deutschen Gewerbfleißes und kaufmännischer Unternehmungen, wie Ulm, Augsburg und Nürnberg, welche teils zu Wasser, teils zu Lande ihre Waren nach Frankfurt schafften. Zu den von der Natur gebotenen Vorzügen kam nun aber noch die Rührigkeit der Bürger, welche für die Vergrößerung und gleichzeitige Sicherheit ihres Handels keine Opfer scheuten und bei ihren Bündnissen mit den Nachbarn für den vollen Schutz der Messen zu sorgen wußten.

Nach diesem natürlichen Vereinigungspunkt zwischen Nord- und Süddeutschland sandten nun schon im 14. und 15. Jahrhundert Augsburg seine Zeuge, Ulm seine Leinwand, Nürnberg seine Kunsterzeugnisse, die übrigen deutschen und schweizer Städte aber Tuch, Teppiche, Gold- und Silbergeräte, süße italienische Weine und Öle. Vom Rhein kamen Wein und Tuch, Handschuhe und Hüte, die See- und Hansestädte brachten Fische und Pferde, Hopfen, Metall- und Rauchwaren, Böhmen bot sein Glas, während Steiermark sein Eisen, Sachsen sein Silber und Zinn, Thüringen Kupfer, Pech, Theer und Waid schickten. Auch kostbare Manuskripte, wie die für den kirchlichen Dienst und die Andacht bestimmten Meßbücher und Breviarien, und weniger gut ausgestattete, aber gelehrte Litteratur haben hier schon früher einen lohnenden Markt gefunden. Wenn bereits zu Anfang des 15. Jahrhunderts Kaufleute aus dem Westen und Norden Europas derartige Werke in Basel, Augsburg oder Nördlingen kauften, so liegt der Schluß nahe, daß eine so reich beschickte Messe in einer so kunstsinnigen Stadt wie Frankfurt auch auf litterarischem Gebiet ähnliche, wenn nicht größere Schätze bot. Von Gerhard Groote (1340 bis 1384), dem Begründer der Brüderschaft vom gemeinsamen Leben, wird sogar ausdrücklich erwähnt, daß er vorzugsweise seine Bücher in Frankfurt gekauft habe.[1]

Während in der Folge die übrigen Binnenstädte fast ausnahmslos durch die Auffindung des Seewegs nach Indien und die Entdeckung Amerikas verloren, zog Frankfurt aus beiden Ereignissen noch Gewinn, weil sie den Welthandel nach dem Westen Europas lenkten und namentlich gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts Antwerpen in immer lebhaftere und gewinnreichere Beziehungen zu der Freien Reichs- und Krönungsstadt


Fußnoten

  1. Wattenbach, W., Das Schriftwesen des Mittelalters. 2. Aufl. Leipzig 1875. S. 476.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_08.djvu/002&oldid=- (Version vom 1.8.2018)