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Orthen gern zu wegen gebracht, aber (vielleicht auß vrsachen,) dem Catalogo nicht sein einverleibt worden.“ Ein Grund hierfür ist aus dem Inhalt des Anhangs selbst nicht zu ersehen[1], vielleicht aber war es in jener Zeit, in welcher die kaiserlichen und ligistischen Heere siegreich am Rhein standen, dem damaligen Bücherkommissar Ludwig von Hagen – sein herrisches Auftreten ist im zehnten Kapitel nachzulesen – dennoch gelungen, den Meßkatalog vorübergehend in seine Gewalt zu bekommen, und jener Anhang könnte dann als ein von protestantischen oder norddeutschen Buchhändlern veranlaßtes Supplement aufgefaßt werden.

Ebenso wenig zu erklären ist zunächst das, allerdings aus wesentlich späterer Zeit stammende Faktum, daß Hagens Adjunkt Hörnigk bei der Liquidation seiner Auslagen vom 8. September 1651 der Hofburg eine Rechnung des Buchdruckers Siegfried vom 10. Februar desselben Jahres einreichte, worin die Position vorkommt: „Vom Catalogus libr. ist die Auflage wie allezeit gewesen 1200 Exemplare, übrig geblieben 400. Rest 800, die zu 1 fl. für 12 Exemplare verkauft worden fl. 66. 32.“ Wie kommt Hörnigk zur Abrechnung über den Meßkatalog?

Im Anfang behalten diese Kataloge auf dem Titel den bis dahin gebräuchlichen Ausdruck bei: Bücher.. welche.. in der Buchgasse verkaufft worden; erst später heißt es regelmäßig: verkaufft werden. Sonst ist über dieselben nichts Besonderes zu bemerken; wie die frankfurter Buchhändlermesse selbst, sanken auch sie unablässig an Bedeutung und selbst in der äußern Ausstattung, bis sie endlich, fast unbeachtet, einschliefen. Frankfurter Meßkataloge des 18. Jahrhunderts sind jetzt fast unfindbar.

Die Einrichtung aller dieser Kataloge ist der von Anfang an durch Willer angenommenen, abgesehen von kleinen Abweichungen, nachgebildet. Die Anordnung nach wissenschaftlichen oder vielmehr bibliographischen Rubriken wechselt so oft, wie die Fassung des Titels. Hierauf näher einzugehen, würde hier zu weit führen. Nur die Folge der Konfessionen bei der theologischen Litteratur bietet bei der alles beherrschenden Stellung der religiösen Parteien zueinander interessante Momente. Willer ließ sich dabei entschieden von rein geschäftlichen Gesichtspunkten leiten; so lange er seine Kataloge in Frankfurt drucken lassen und hier noch auf der Messe selbst einen wesentlichen Absatz damit erzielen konnte, solange stellte er auch die protestantisch-theologische Litteratur voran, nur selten die lutherische und reformierte trennend. Mit der Verlegung des


Fußnoten

  1. Beide Ausgaben in der Bibliothek des Börsenvereins. Über Näheres vergl. Archiv IX, 244–250.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 488. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_08.djvu/041&oldid=- (Version vom 1.8.2018)