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Leonhard Ennen: Geschichte des Kölner Stadtarchivs. In: Archivalische Zeitschrift. II. Band. S. 89-109

leiblichen Eid schwören, die ihnen anvertrauten Gewölbeschlüssel fleissig, treu und dermassen zu verwahren, so dass dieselben nicht in fremde Hände kommen könnten und dem Rath dadurch Schaden entstehe. Bei Oeffnung des Archivs mussten sie mit den Schlüsseln in Person zugegen sein; nie durften sie das Gewölbe öffnen, ohne dass wenigstens zwei Gewölbsherren, ein Syndikus und ein Sekretär, zugegen waren. Die »secreta archivii« mussten sie »hehlbar« halten und durften nichts offenbaren, daraus dem ehrbaren Rath Präjudiz, Nachtheil oder Schaden erfolgen oder verursacht werden möchte.

Gleich nach der Uebertragung der Urkunden wurde auch mit der Repertorisirung begonnen. Das älteste Repertorium, ein Pergamentband von 26 Blättern, weist in dreizehn noch erhaltenen Holzladen im Ganzen 183 Urkunden nach. Ein zweites, nur geringe Zeit später angelegtes Repertorium ist ein zierlich und sorgfältig geschriebener Pergament-Codex in Folio. In 48 hölzernen Laden weist er etwa 1400 inhaltlich angegebene Urkunden nach, in acht andern Laden ist eine unbestimmte Anzahl von Quittungen, Mannbriefen, Söldnerbriefen, Schuldbriefen, Copien u. s. w. summarisch aufgezeichnet. Ausserdem waren noch einige Kisten mit Geleitsbriefen und mannigfachen Schreiben an den Rath verzeichnet. Der Zuwachs von Urkunden wurde in diesem Katalog stets nachgetragen[1]. Die Urkunden selbst waren nach englischer Art meist aufgerollt aufbewahrt.

Im Laufe der Zeit schwand die anfänglich so schöne Ordnung. Darum befahl der Rath während des sechszehnten Jahrhunderts wiederholt, eine gründliche Revision und Visitation des Archivs vorzunehmen. Die Arbeit konnte aber nie in rechten Fortgang kommen. Die bei solchen Revisionen niedergeschriebenen Protokolle beweisen recht klar, mit welcher Oberflächlichkeit und welchem Widerwillen diese wichtige Arbeit betrieben wurde. Je mehr man visitirte, desto klarer wurde man über die eingerissene Unordnung und über die Unzulänglichkeit der bestehenden Archiv-Verwaltung. Die Stimmen, welche die Anstellung eines eigenen gelehrten Archivarius verlangten, brachen sich an der Aengstlichkeit, mit der die Gewölbsherren an ihren traditionellen Rechten festhielten. Man glaubte dem so vielfach laut werdenden Wunsche noch einer gründlichen Reorganisation des Archivwesens hinreichend gerecht werden zu können, wenn man


  1. Soll später näher beschrieben werden.
Empfohlene Zitierweise:
Leonhard Ennen: Geschichte des Kölner Stadtarchivs. In: Archivalische Zeitschrift. II. Band. S. 89-109. Stuttgart: W. Spemann, 1877, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_K%C3%B6lner_Stadtarchivs_(Leonhard_Ennen).djvu/06&oldid=- (Version vom 17.8.2016)