Seite:Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs 034.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Geschäftigkeit des Matthias war nichts weniger als frey von eigennüzigen Entwürfen gewesen, aber das Betragen des Kaisers beschleunigte die Ausführung dieser Entwürfe. Der Zuneigung der Ungarn, denen er kürzlich den Frieden geschenkt hatte, durch Dankbarkeit, durch seine Unterhändler der Ergebenheit des Adels versichert, und in Oesterreich selbst eines zahlreichen Anhangs gewiß, wagt er es nun, mit seinen Absichten lauter hervor zu treten, und, die Waffen in der Hand, mit dem Kaiser zu rechten. Die Protestanten in Oesterreich und Mähren, lange schon zum Aufstand bereit, und jezt von dem Erzherzog durch die versprochene Religionsfreyheit gewonnen, nehmen laut und öffentlich seine Parthey, und ihre längst gedrohte Verbindung mit den rebellischen Ungarn kömmt wirklich zu Stande. Eine furchtbare Verschwörung hat sich auf einmal gegen den Kaiser gebildet. Zu spät entschließt er sich, den begangenen Fehler zu verbessern; umsonst versucht er, diesen verderblichen Bund aufzulösen. Schon hat alles die Waffen in der Hand; Ungarn, Oesterreich und Mähren haben dem Matthias gehuldigt, welcher schon auf dem Wege nach Böhmen ist, um dort den Kaiser in seiner Burg aufzusuchen, und die Nerven seiner Macht zu zerschneiden.

Das Königreich Böhmen war für Oesterreich eine nicht viel ruhigere Besitzung als Ungarn, nur mit dem Unterschied, daß hier mehr politische Ursachen, dort mehr die Religion, die Zwietracht unterhielten. In Böhmen war ein Jahrhundert vor Luthern das erste Feuer der Religionskriege ausgebrochen; in Böhmen entzündete sich ein Jahrhundert nach Luthern die Flamme des deyßigjährigen Kriegs. Die Sekte, welcher Johann Huß die Entstehung gegeben, lebte seitdem noch fort in Böhmen, einig mit der Römischen Kirche in Zeremonie und Lehre, den einzigen Artikel des Abendmahls ausgenommen, welches der Hussite in beyden Gestalten genoß. Dieses Vorrecht

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. , Frankfurt und Leipzig 1792, Seite 034. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_drey%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Kriegs_034.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)