Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 012.jpg

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und Wohlweiser Rath ein Stück Geld für ein Stücklein Silbers, so einen Centner schwer, geben wolle. Da haben sie gesagt „ja wohl, wenn nur das Silber vorhanden und zwar des recht viel wäre.“ Darauf habe er gesagt, „er habe ein solches Stücklein, wenn sie es sehen wollten“. Da antworteten sie, „er solle sie zufrieden lassen, wo er es denn hernehmen wolle?“ Doch endlich auf sein Anhalten ist einer von ihnen mit ihm gegangen, dem hat er ein Stücklein Silber gewiesen und nach der Probirung, als jener gesehen, daß es gediegen Silber gewesen, hat er ihm noch ein Stücklein gezeigt, und gesagt, so ihm Geld dafür zugewogen werde, wolle er es allda lassen. Da hat der Kämmerer gesagt: „ja Herr, wenn es mehr wäre, so könnte es ein Rath der Stadt Nürnberg wohl thun!“ Darauf hat er ihm die drei Wagen mit Silber beladen gezeigt und gesagt, er habe dessen noch mehr. Darüber ist der Kämmerer sehr erschrocken und hat nicht gewußt, wie er mit ihm daran sei, hat aber gesagt, er wolle es dem Herrn anzeigen. Nach diesem ist ihm für so viele Centner Silbers, als er gehabt, eben so viel gemünztes Geld zugewogen, er von ihnen zu Gaste geladen und herrlich tractirt und für einen gnädigen Herrn titulirt und geehrt worden. Als er nun seine Waare los geworden, ist er wiederum mit seinen drei Wagen mit Gelde beladen nach Zwickau gekommen. Darauf hat aber Herzog Albrecht von Sachsen zu ihm geschickt, ob er ihm auf seiner weiten Reise zum h. Grabe mit etlichen tausend Gulden dienen könne, worauf er denn zurückgemeldet hat, dafern es seiner fürstlichen Gnaden gefällig, so wolle er selbst mit, welches denn auch geschehen, und hat dieser Römer seinen Fürsten mit 150 Pferden bis zum h. Grabe und dann wieder anheim freigehalten, und endlich quittirt, welche Reise ohne Zweifel eine stattliche Summe Geldes wird gekostet haben. Darum ist er beim h. Grabe zum Ritter geschlagen und er und die Seinen edel gemacht worden. Zum Zeugniß führen die Römer, so in Zwickau wohnen, eine Eselspeitsche (nach Andern einen Pilgerstab) im Wappen. Auch hat dieser Römer ein gewaltiges

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_012.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)