Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 055.jpg

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Dir einen Sechser!“ Das Licht begleitete ihn genau, sich immer etwas tiefer an der Straßenböschung haltend bis nach Hause. Dort angekommen legte er auf den Stock vor seinem Hause, worauf die Schmiede kaltes Eisen strecken, den versprochenen Sechser und ging in sein Haus. Dann zündete er eine Laterne an um herauszugehen und nach dem Sechser zu schauen; und siehe da, er war weggenommen.

Ein Zimmermann von Oelsnitz ging einmal des Nachts von Raasdorf nach Hause. Als er an die Raasdorfer Höhe kam, war die Voigtsberger Laterne da. Zu dieser sprach er „führe mich nach Hause, ich gebe Dir einen Dreier!“ Nun führte ihn das Licht bis zu seiner Wohnung. Als der Zimmermann in Begleitung der Laterne an seine Hausthüre gekommen war, sprach er: „ich gebe Dir keinen Dreier!“ Darauf gab ihm das Licht eine Ohrfeige und in Folge dessen ward er vier Wochen lang krank.


657) Das gespenstige Kalb in Oelsnitz.
S. Köhler a. a. O. S. 500.

Vor ohngefähr 40 Jahren sollte ein Maurer in Oelsnitz in einem Hause der Altstadt den obern Hausplatz und die Gänge weißen. Derselbe kam dabei der Thüre der Oberstube nahe und fand sie ein wenig offen; hauptsächlich um das Farbenmuster der Wände zu sehen, schaute er hinein und erstaunte nicht wenig, als er den in der Mitte stehenden Tisch ganz mit Geld belegt sah. Der Maurer trat sogleich zurück und weißte fort. Bald darauf kam er an eine Kammer, die ihre Thüre auch auf der Seite des Hauptplatzes hatte. Auch diese stand ein wenig offen, und neugierig schaute er auch da hinein und erblickte mehrere Laden und anderes Geräth. Beim Ueberblicken dieser Sachen erhob sich hinter einer Lade ein Kalb von gewöhnlicher rothbrauner Farbe. Den Maurer überlief ein Schauer, er machte, daß er bald fertig wurde, und mochte sich nicht mehr umschauen. Daß

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_055.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)