Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 103.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

drang nur um so ungestümer auf ihn ein. Plötzlich aber schrieen die Sekundanten: halt! – Rabe hatte einen meisterhaften Stoß geführt und hoch sprang das Blut aus Schirndings Brust hervor, der, in eine nahe Köhlerhütte gebracht, allda sein Leben aushauchte. Ein Schäfer schnitt der Nachwelt zur Erinnerung an den blutigen Sühnakt ein großes Kreuz in einen Baum ein, auf einem Stein steht die Jahreszahl 1705 und der alte Stoßdegen des Herrn von Rabe hängt noch heute unter alten Waffen im Erlbacher Schlosse.


712) Sage vom Feuersegen in Schönberg.
Verflochten in die angeführte Novelle: „Der Venetianer“ von Julius Schanz.

In Schönberg soll einst eine alte Zigeunerin im Sterben gelegen haben. Der Richter des Orts verweigerte ihr aber vor ihrem Sterbebette ein christliches Begräbniß in geweihter Erde, als der Herr des Dorfes dazu kam und ihr es zusagte. Zum Dank dafür benachrichtigte sie ihn von einem ihm theuern (in der Sage Nr. 702 erwähnten) Kinde, dem er einst das Leben gerettet hatte, und sprach über das Dorf den Feuersegen, worauf sie verschied.


713) Sage vom hohen Stein bei Erlbach.
Mitgetheilt von Julius Schanz; weiter ausgeführt a. a. O.

Auf dem hohen Stein stand in den Zeiten der Markomannen ein Fürstenschloß, zu dessen Füßen ein See war. Theudolinde, die Tochter des Besitzers, sollte an einen andern Fürsten verheirathet werden. Sie liebte aber einen Sänger und hatte mit diesem eine Zusammenkunft, wobei sie belauscht wurden. Der Vater durchbohrte sie mit seinem Schwerte und schleuderte ihren Leichnam in den See hinab, der Sänger stellte sich der andringenden Schaar mit seiner Harfe und seiner Wehr entgegen, bis er, auf den letzten Felsvorsprung zurückgedrängt, sich in den See stürzte. Den Leichnam der Geliebten umschlingend, sprach er einen furchtbaren Fluch

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_103.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)