Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 149.jpg

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zu, als ob sie sich gegenseitig zu neuen Experimenten anfeuern wollten.

Ohne alle Frage war die Lage der armen Burschen trostlos genug, besonders die des am Meisten betheiligten Lob.

„Da haben wir’s,“ wehklagte Lieb, „ich fühle meinen Leichnam nicht mehr und muß schon ganz schwarz angelaufen sein, wie ein alter Schwert-Groschen. Lob, lies das Teufelsbuch zurück, oder ich vergreife mich an Dir!“

„Ja, Lob, lies das Buch zurück oder ich falle mit Lieb über Dich her,“ stimmte auch Toffl bei. „Ich bin morsch an allen Gliedern und trage einen Knax auf zeitlebens davon. Deine verdammte Hexengeschichte!“

Schließlich betheuerte auch Ehrgott, den Lob „windelweich dreschen“ zu wollen, wenn er nicht sofort das Viehzeug entferne, so daß der unglückliche Beschwörer in die äußerste Verlegenheit gerieth. Aber da kam ihm plötzlich ein Gedanke, wie ein Lichtstrahl fiel es in die Nacht seiner Bedrängniß, und mit dem Ausrufe: „Bleibt nur hier, ich werde sogleich Hülfe herbeischaffen!“ stürmte er durch ein Fenster in’s Freie und geraden Wegs der Pfarrwohnung zu.

Der Prediger saß noch angekleidet in seinem Studirstübchen, mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt, als sein Beichtkind athemlos hereinstürzte und ihm in abgebrochenen Sätzen von seiner Bedrängniß ein lebhaftes Bild entwarf.

Der Pfarrer winkte ihm Stillschweigen zu, als er gar nicht fertig werden konnte.

„Schon gut, schon gut, ich weiß, was Du mir sagen willst … ich habe schon seit einer Viertelstunde auf Dich gewartet!“

„Um so besser, Herr Pastor, so sei Er nur so gut und komme Er, uns aus unserer Bedrängniß zu helfen, ich will auch in meinem Leben kein Zauberbuch mehr in die Hand nehmen. Komm’ Er schnell und les’ Er das Buch zurück, sonst wird der Lieb noch zu Schanden gestoßen und der Toffel zu Brei gequetscht. Ich selber bin schon ganz contract am ganzen Körper …“

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_149.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)