Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 196.jpg

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des 17ten Jahrhunderts, aber mit erdfahlem Gesicht die Runde macht, den Gruß des Vorübergehenden nicht erwiedert und dann im Gehölze verschwindet, wer ihn aber erblickt, den fesselt er auf einige Zeit so, daß derselbe, er mag wollen oder nicht, jene Stelle nicht wieder verlassen kann.


802) Der Drache in der Lausitz.
Schmaler a. a. O. Bd. II. S. 266.

Das Volk denkt sich denselben als einen feurigen Luftdrachen (Plon), der als eine funkensprühende Feuerschlange am Himmel dahinfährt, und zwar mit einer Schnelligkeit, daß ihm die Augen nicht folgen können, und demjenigen, bei dem er sich niederläßt, Glück und Segen bringt. Er wendet seinen Günstlingen unter den Sterblichen den Reichthum auf die Weise zu, daß er ihnen durch die Feueresse, durch welche er seinen Ein- und Ausgang nimmt, entweder baares Geld oder Getreide oder auch Milch herzuschleppt. Es giebt sonach dreierlei Drachen, Gelddrachen, Getreidedrachen und Milchdrachen. Als Ersterer bewacht er auch die in der Erde verborgenen Schätze, deren Dasein manchmal in Funken aussprühendes Feuer kund thut, was man gewöhnlich durch den Ausdruck bezeichnet: „es spielt Geld.“ Wem ein Drache zu Diensten steht, der wird unfehlbar und wunderschnell ein reicher Mann. Für seine Gaben will jedoch der Reichthumbringer auch gut gepflegt sein. Er hat als ein Feuergeist sein verborgenes Quartier in der sogenannten Hölle hinter dem Ofen bei seinen Auserwählten und verlangt, daß man ihm gutes Essen auf die Ofenplatte hinsetze, als Milchhirse, Fleisch etc., was er, wenn Alles im Hause schläft, verzehrt.

sitzen sehen, auf welchem denselben ein solcher Hexenmeister durch seinen Hocuspocus, nachdem man sich lange vergeblich bemüht, ihn zu fangen, eines Nachts fest gemacht hatte, so daß er erst, nachdem jener den Zauber wieder aufgehoben, den Baum wieder verlassen konnte. Thiere, besonders Hunde, an sich bannen, können viele Jäger, ich auch.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_196.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)