Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 204.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

etwas Uebels zu befürchten. Wer ihn aber neckt oder nachschreit, dem wirft er ein Stück Fleisch von gefallenem Vieh zu, was man ohne Hilfe des Scharfrichters zeitlebens nicht wieder los wird.

Bei Budissin in der Gegend des sogenannten Götterberges zieht der Pan Dietrich über den Czorneboh, man sieht ihn auch am Hochwalde, bei Rammenau in der Nähe von Bischoffswerda und im Raschützwalde, wo er über das sogenannte (muthmaßlich im 30jährigen Kriege eingegangene) wüste Dorf mit Windsausen, Schießen, Hundegebell und Menschengeschrei hinzieht.

Wenn man von dem ohngefähr 1½ Stunde von Budissin gelegenen Dorfe Mönnichswalde den Fußsteig nach dem Marktflecken Wilthen hinwandelt, gewahrt man rechter Hand einen mittelmäßig hohen mit Nadelholz bewachsenen Berg, der Pan Dietrich (d. h. Herr Dietrich) genannt wird und von welchem man sich Folgendes erzählt. Es hat nämlich in den Zeiten des Faustrechts ein wilder unbändiger Raubritter, Namens Dietrich daselbst seine Burg gehabt, der die ganze Gegend umher weit und breit in Furcht und Schrecken setzte, nach vollbrachten Wegelagerungen an Sonn- und Festtagen der Jagd oblag, mit seinen wilden Gesellen schlemmte und zechte, sich weder um Gott noch Menschen bekümmerte und so Tag für Tag sein rohes ungebundenes Leben fortführte. Im Leben ging ihm Alles nach Wunsch und Willen, allein nach dem Tode folgte die Strafe, indem er mit seinen Kumpanen im Früh- und Spätjahre als scheußliche Spukgestalt bald mit, bald ohne Kopf unter Begleitung von Hunden und andern wilden Thieren unter tobendem Lärm, Heulen, Pfeifen, Pferdegewieher und Peitschenknall aus seiner verfallenen Burg, von welcher jetzt nur noch in der Runde zusammengeworfene Steine, denen man keine Bearbeitung ansieht, zeugen, auszieht, im Kreise einige Meilen herumfegt, und sich dann wiederum dahin zurückbegiebt und durch sein Erscheinen Krieg, Pest, Sterben, Mißwachs und andere Unglücksfälle verkündet. Dem Zuge, welchen der Tod auf einer Eule reitend beschließt, schreitet der

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_204.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)