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der Westseite der Kirche mit nischenartigen Vertiefungen als die sogenannten Wettepfeiler.


818) Sage von den Steinringen zu Zittau.

Moraweck S. 11. Sachsenzeitung 1831. Nr. 109. Lausitz. Mag. 1832. Nr. 28. May, Leben des Bürgermeisters Dornspach in Zittau S. 33 sq. Pescheck, Handbuch d. Gesch. v. Zittau. Zittau 1834. I. S. 706.

Die alte Sechsstadt Zittau war ehedem wegen der Schönheit ihrer Jungfrauen hochberühmt, wie schon ein alter Vers besagt, der also lautet:

Kommst Du von Bautzen ungefangen,
Und dann von Görlitz ungehangen,
Auch von der Zittau ungefreit,
So magst Du wohl sagen von guter Zeit.

Allein mehrere dieser Zittauer Schönheiten nahmen ein trauriges Ende. So sollen einst zwei Brüder um eine Zittauer Jungfrau in der Nähe der Frauenkirche auf offener Straße gekämpft haben, und der eine von ihnen dabei gefallen sein. Zwei Ringe im Steinpflaster, etwa 100 Schritte vom Frauenkirchhofe bezeichnen den Platz, wo der Kampf stattfand, das Kreuz, das am Kirchhofthore liegt,[1] ist das Denkmal des einen Gefallenen, das Frauenbild von Stein aber auswendig an der Kirchhofsmauer, einige Ellen nördlich vom Thore soll jenes Mädchen vorstellen, welches, da es die Veranlassung zu jenem Zweikampfe war, angeblich hier lebendig eingemauert worden sein soll.


  1. Dergleichen Kreuzsteine setzte man ehedem an den Stätten, wo ein Mord vorgefallen war. S. Lausitz. Mon. Schr. 1796. II. S. 328. Schles. Prov. Bl. 1814. S. 297. sq. 1824. S. 328. Iduna u. Hermode. 1812. S. 96. Pescheck, Bd. II. S. 201. 894. 896. Moraweck a. a. O. S. 9. sq. und oben Bd. I. Sage. Nr. 300. u. Dr. Bösigk, Ueber Mordkreuze in Sachsen, in d. Mittheil. d. K. Sächs. Alt.-Vereins 1857. H. X. S. 31 fgg.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_213.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)