Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 253.jpg

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marterte sich vergeblich damit ab, denn als mit dem Schlage 12 Uhr der Mitternacht des bestimmten Tages es ihm noch nicht gelungen war, ließ er ihn aus Verdruß wieder umfallen, so daß er noch jetzt ganz schief, nach Biela zu hoch, nach Camenz zu geneigt liegt, und fuhr auf und davon. In einigen, noch vor 50 Jahren neben dem Steine vorhanden gewesenen tiefen Gruben, Erdkessel oder Teufelsgruben genannt, hat der Teufel zuweilen gekocht, und man hat dann in der Tiefe der Löcher es einem Hirsebrei gleich plappern hören, doch ist es gefährlich gewesen, Steine hinabzuwerfen. Ein Paar Hirtenknaben aus Biela, welche einst ihr Vieh daselbst hüteten, und den Teufel necken wollten, warfen Steinchen in seinen Brei, doch hat er dies sehr übel genommen, denn drei große schwarze Raben sind auf sie zugeflogen, und haben sie und ihr Vieh, welches später lange Zeit Blut statt Milch gegeben hat, mit Flügeln und Schnäbeln so übel zugerichtet, daß sie zur eiligsten Flucht in’s Dorf genöthigt wurden; darauf ist es lange Zeit den Hirten verboten gewesen, in der Nähe des Steines zu hüten.[1] Auch dem Bauer, welcher das Obere des Steines absprengte, ist dies theuer zu stehen gekommen, denn seitdem hat er wenig gesunde Stunden mehr auf der Welt und von allen Bädern, die er besucht, keinen Nutzen gehabt. Daß Schätze, eine ganze Braupfanne voll Gold unter diesem Steine liegen, wird in der Umgegend als gewiß versichert, denn man hat sie oft brennen sehen, auch zuweilen Geld dabei gefunden. Doch aber soll das Nachgraben darnach sehr gefährlich sein, da man den Zauberspruch nicht kennt, wodurch der den Schatz bewachende Geist zu bannen ist, wie es denn auch denen, welche es versuchten, gewöhnlich schlecht bekommen sein soll. Einst versuchten beherzte Leute aus den obengenannten umliegenden Dörfern zur Hebung des Schatzes den Stein zu


  1. Nach Gräve S. 106 soll der Teufel alle Mal am Vorabend der Walpurgisnacht hier sein Nachtmahl halten, sich von höllischen Geistern bedienen lassen, und nachdem er sich für den Walpurgisabend mit Speise und Trank gestärkt und der Ruhe gepflegt hat, dann seine Reise fortsetzen.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_253.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)