Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 301.jpg

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ihm, als beim Oeffnen, statt der Aepfel, Nüsse etc., die er darin zu finden gedachte, eine Masse alter Goldmünzen herauskollerten. Damit war aber aller ihrer Noth ein Ende gemacht, nun konnte er seinen Kindern nicht blos Christstollen, sondern überhaupt Alles kaufen, was sich sein Herz wünschte. Er wendete aber das Geschenk des kleinen Männchens wohl an, er errichtete zur Erinnerung an jene himmlische Weihnachtsbescheerung an jener Stelle eine Betsäule, trieb sein Handwerk – er war ein Strumpfwirker – dermaßen in’s Große, daß dasselbe überhaupt in seiner Vaterstadt gehörig in Schwung kam, und ward der Ahnherr einer der angesehensten und wohlhabendsten Familien der Stadt.


893) Das Bergmännlein auf dem Hochwalde.
Nach Gräve S. 130. sq. Winter in d. Const. Z. 1854. Nr. 208.

Auf dem Hochwalde, welcher bekanntlich eine der schönsten Aussichten vom Oybin gewährt, und in dessen Boden sich nach den Sagen der Wahlen kostbare Edelsteine befinden sollen, geht zu Zeiten, meist am heiligen Abend des Weihnachts-, Oster-, Johannis- und Michaelisfestes ein kleines, aschfarbig anzusehendes Männchen herum, das lange weiße Bart- und Kopfhaare hat, einen schwarzen, rothverbrämten, mit einem gelben Gürtel umgürteten Talar, auf dem Haupte eine spitze trichterförmige Mütze von smaragdgrüner Farbe trägt, und in der Linken ein Rauchfaß, in der Rechten aber einen bunten Stab hält. Dieses Männchen zeigt dem, der das Glück hat, ihm in den Weg zu kommen, nicht blos Gold, Silber und Edelsteine, sondern vorzüglich auch wohlthätige Heilkräuter.

Einst lebte zu Olbersdorf ein gewisser Jacob Sahrer, den Einige den frommen Jacob, Andere den hinkenden Boten nannten, weil er seit der Schlacht auf dem weißen Berge an einer Kugel laborirte, die ihm als kaiserlichem Reitersmann das Knie zerschmettert hatte, und ihn zum ewigen Hinken verurtheilte. Er war im ganzen Dorfe beliebt, und besonders

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_301.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)