Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 331.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Es ging die Sage, in den unterirdischen Gängen und Gewölben des ehemaligen, unweit Eisenberg gelegenen Klosters Laußnitz lägen sehr große und bedeutende Schätze vergraben, große Gold- und Silber-Stufen, ein eiserner, wohlgefüllter Kasten mit den Schlüsseln zu den Gewölbsthüren von 18 andern Klöstern, in einem besondern mit einer eisernen Thür versehenen Gewölbchen, die Recepte der Goldtinctur, viele Documente, welche die Plätze bezeichneten, wo in ganz Thüringen und Sachsen Schätze verborgen wären, goldene mit Edelsteinen besetzte Bilder u. s. w. Die Gänge und Gewölbe des Klosters wären sehr weitläufig, von großem Umfange gewesen und hätten mit vielen andern Klöstern in Verbindung gestanden. Aus diesen hätten Mönche und Nonnen ihre Schätze und Kostbarkeiten in die Gewölbe des Klosters Laußnitz getragen, wo denn nun Alles zusammengehäuft liege. Die letzte Laußnitzer Nonne habe geäußert: „werde man das Kloster nicht aufheben und in seinem Zustande lassen, so wolle sie dem Hause Sachsen etwas entdecken, daß es demselben nie an Gelde fehlen solle.“ Es sei aber auf diese Aeußerung nicht geachtet worden und die Nonne habe bald darauf der Donner erschlagen. Mit ihrem Tode war für Viele, doch nicht für Alle die Hoffnung zur Entdeckung der Geheimnisse verschwunden. Es war ja noch zu versuchen, ob man nicht durch Abgeschiedene erfahren könne, was man durch Lebende zu erfahren vernachlässigt hatte. Dies bestimmte den Herzog Christian die Sache zu untersuchen und die vergrabenen Schätze durch den Bergrath Bose und andere[1] dazu erlesene Personen ausgraben zu lassen. Vorher hatte derselbe schon Untersuchungen der Locale wegen angestellt und Andere mit ihm und der Herzog hat getreulich die


  1. Zu diesen gehörte auch der berüchtigte Baron von Hellwig, welcher dem Herzog weißgemacht hatte, er habe als Knabe zu Erfurt 1664 durch einen Zufall die ächten Schriften des Adepten Basilius Valentinus in die Hände bekommen (s. Motschmann, Erfordia literata III. Samml. S. II. S. 392 fgg.)
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_331.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)