Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 344.jpg

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sie einmal dort vorbei müssen, wenigstens schnellen Schrittes vorüber. Man erzählt sich, daß man aus der Tiefe des Waldes alsdann ein Läuten höre, als wenn Jemandem auf seinem letzten Gange die Kirchenglocken ein Lebewohl nachriefen, ja man will durch die Bäume Lichter blinken gesehen haben und auf der Wiese ein von Kerzen strahlendes Kirchlein, aus dessen weit aufstehender Thüre ein Leichenzug komme, eine Bahre, getragen von alten weißbärtigen Mönchen, der sich in dem Dickicht verliere. Kommt um Mitternacht ein Wagen oder ein Reiter daher, so wollen die Pferde an jener Stelle nicht vorbei und es bedarf der Spornen und Peitsche gar sehr, um sie fortzutreiben.

An der Jacobseiche sieht man aber um Mitternacht weiße Wäsche an den Zweigen zum Trocknen aufgehängt, die aber Jeder sich wohl hüten mag, etwa abzunehmen, denn er hat schwere Ahndung zu besorgen. Einst nahm sich ein armer Holzhauer, der mit seinem Schubkarren dort vorbeikam, einige der besten Stücke mit, ohne daran zu denken, daß es ja Geisterwäsche sei, aber siehe die Wäsche ward mit jedem Schritte schwerer, je weiter er sich von der Jacobseiche entfernte, und zuletzt konnte er seinen Karren kaum noch von der Stelle bringen. Als er endlich nach Hause kam und die Wäsche aus dem Sacke, in welchen er sie gesteckt hatte, herausnehmen wollte, da sprang statt derselben ein alter Mann heraus, der sich ganz ungenirt an den Ofen setzte und sich nicht von der Stelle rührte. Zwar versuchte der Pfarrer ihn durch fromme Sprüche zu vertreiben, allein vergeblich, er ließ sich nicht stören, erst als der Scharfrichter von Zeitz geholt ward und seinen Hocuspocus machte, da ging er ab.[1]


33) Das Steinkreuz in der Weißenmühle.
S. Eisel, Sagenbuch d. Voigtlandes S. 288.

An der Straße von Eisenberg nach Hartmannsdorf nicht


  1. Eine ähnliche Geschichte von solcher Geisterwäsche s. oben S. 31.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_344.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)