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hat ins Wasser getragen werden müssen. An jenen zwei großen Eichen aber, welche die Schlachteichen heißen, weil die alten Heiden dort ihr Vieh zu schlachten pflegten, geht Niemand gern vorbei.


66) Die Goldschmiede zu Ronneburg.
S. Eisel a. a. O. Nr. 493.

In der Geraer Gasse zu Ronneburg, wo ein Nagelschmied wohnte, brauchte die Frau des Hauses früh einen Stahl. Da hört sie’s unten in der Werkstatt schmieden und glaubt, es sei früh; statt des Stahls aber empfängt sie, da sie hinkommt, eine Backmulle voll glänzenden Zeuges mit der Weisung, es rasch nach Hause zu tragen. Wie sie wiederkommt, wird ihr eine zweite Mulle voll hingehalten und auch diese verbirgt sie. Darüber aber ist Zeit vergangen und so ergreift sie beim dritten Gange zwar den Stahl, dabei aber schlug es Zwölf und wie sie erschrocken davon eilt, schlägt ihr die zufallende Thüre die halbe Ferse weg.


67) Der Ursprung und die Wahrzeichen von Ronneburg.

Am Oberrheine herum existirte einst eine Stadt mit Namen Ronneburg. Die Oberrheinischen aber wendeten sich später ins Voigtland, wo sie sich eine Stadt erbauten und dieselbe mit ihrer Umgebung zum Andenken an ihren frühern Wohnsitz Ronneburg nannten. Nach einer andern Sage hätte aber an der Stelle des heutigen Schlosses ein dem Gott Rone oder Raune, auch Radegast geheißen, geheiligter Hain sich befunden, und davon komme der Namen.

Als Wahrzeichen der Stadt Ronneburg hat man spottweise stets den über die Stadtmauer hinausgehenden Abtritt des Ortsgeistlichen angesehen. Ein anderes ist die Gasse, welche die Siebenberge heißt, die Stadt ist nämlich, wie einst Rom, auf sieben Hügel gebaut und jene Gasse kam auf den siebenten zu stehen.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_376.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)