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74) Sage von der Zerstörung der Kapelle zu Heiligen-Leichnam.
S. Mittheil. d. Gesch. u. Alterthumsforsch-Gesellsch. d. Osterlandes Bd. III S. 333.

Als im Jahre 1539 der Schmied zu Heiligenleichnam sich anschickte, das Gemäuer des geweihten Baues zu vernichten, um es zu profanen Zwecken zu verwenden, zeigte sich auf den Mauern ein weißes Täubchen, das trauernd umher ging. Oft flog es den Arbeitern in den zur Vernichtung des Baues geführten Streich, als wollte es schützend die Stätte vor der Zerstörung behüten, und ungetroffen entschwand es jederzeit ihren ruchlosen Händen. Alle seine Mühe war jedoch vergeblich, das Werk der Zerstörung aufzuhalten, und es verschwand endlich, zugleich aber stürzte das Gemäuer zusammen und begrub unter seinem Schutte den Urheber der Zerstörung, den Schmied.


75) Das Dorf Monstab.
S. Altenburg. Kirchengalerie Lief. 31. S. 151.

Das Dorf Monstab, eine Stunde westlich von Altenburg gelegen, ist sehr alt. Man sagt, es hatten Andächtige dereinst mit Stäben wie die Jacobsbrüder bei Mondschein nach der dortigen Kirche gewallfahret und davon habe es seinen Namen erhalten. Nach andern hat es davon seine Benennung erhalten, daß hier einmal irgendwo ein zur Mahnung oder Weisung dienender Stab errichtet war. Man erzählt nun auch, daß einst die Einwohner von Pegau hier ihre Kinder taufen ließen und die Kriebitscher diesen einen Weg durch ihre Flur, den Pegauer Taufsteig, gestatten mußten, ja daß ein greises Weib in Kriebitsch dem Pfarrer Tauchwitz (zwischen 1567–1600) berichtet habe, sie erinnere sich noch selbst, wie aus jener Stadt viele Kindlein nach Monstab getragen worden seien. Auch erzählt man, daß viele Bürger von Zwickau sich bei hiesiger Kirche begraben ließen. Seit 1445

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_381.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)