Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 384.jpg

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Haselbarth eine sehr hübsche Tochter, die einen gewissen Christoph Gruber in demselben Dorfe heirathete (1664). Einige Monate nachher hatte sie alle Anzeichen, daß sie guter Hoffnung sei, siehe da brach sie auf einmal unter furchtbaren Schmerzen ein Ding aus, welches vollständig wie ein Ei aussah und ein kleines Hühnchen enthielt. Einige Jahre nachher wiederholten sich dieselben Zeichen und nun brach sie ein vollständiges kleines Kind aus, starb aber selbst bald darauf im J. 1667.


80) Die Hexen zu Meuselwitz.
S. Altenb. Kirchengalerie Nr. 61. S. 348 fgg.

Als in den ersten Tagen des Februar 1648 noch kaiserliche Einquartirung in Meuselwitz lag und deshalb verstärkte Nachtwache gehalten werden mußte, bemerkten mehrere Wächter, daß feurige Lufterscheinungen sich über die Kirche hinzogen und in der Gegend der herrschaftlichen Scheune beim Kellerhäuslein niedersenkten. Gleichzeitig hatte ein Viehsterben auf dem Hofe Heinrichs von Clauspruch des Jüngern die Ställe gelichtet. Man nahm nun an, jene Erscheinung am Himmel sei der in Drachengestalt sich zeigende Teufel gewesen und die Viehseuche eine Wirkung desselben. Es kam also nur darauf an, seine Verbündeten und Werkzeuge ausfindig zu machen. Nun wohnte in dem Kellerhäuslein ein Tagelöhner, Martin Eichler, dessen Ehefrau Marie aber, 28 Jahre alt, seit zwei Jahren kränkelte, damals bereits bis zum Skelett abgezehrt, völlig entkräftet und offenbar geistesschwach war, aber in diesem Zustande Aeußerungen über sich selbst und andere Personen gethan hatte, die man für bedenklich hielt und der auflauernden Gerichtsherrschaft hinterbrachte. Clauspruch ließ die Kranke erst durch ihren Mann ausforschen, begab sich darauf am 11. Februar selbst zu ihr und fragte sie, ob sie den Drachen habe. Als dies nebst andern daran geknüpften Fragen von ihr bejaht, auch sofort gerichtliche Aussage der oben erwähnten Wächter beigebracht

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_384.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)