Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 385.jpg

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worden war, ließ er die schon halbtodte Frau in einem Backtroge ins Gefängniß tragen. Dies geschah am 12. Februar und am 13. und 14. erfolgte die Vernehmung durch den Gerichtsverwalter Johann Kind. Den Drachen habe sie vermuthlich von ihrer Mutter in deren Sterbestunde erhalten und zwar mittels eines Stückes aufgewärmten Fleisches, welches diese ihr zu essen aufgenöthigt; darauf habe sie sich mit ihm verlobt und nähern Umgang mit ihm gepflogen, in dessen Folge einige Male garstige Würmer von ihr gegangen seien, er habe sich George genannt (sie nennt ihn aber Saugörge) und einmal sei sie mit ihm zum Tanz auf dem Rupperts- (Bloks-) Berge gewesen. Dies sei das andere Jahr, als sie den Drachen angenommen, am Walpurgisabend geschehen, denn im ersten Jahre habe sie sich abgeredet und die letzten zwei Jahre habe sie wegen ihrer Krankheit nicht hinauf kommen können. Ueber die nähern Umstände dieser Fahrt befragt, sagte sie, sie habe sich auf einer Ofengabel hinaufbegeben, Essen sei oben nicht dagewesen, wohl aber Bier zum Trinken, ein Viertel etwa, auch habe als Einschenker eine Frau fungirt, im untern Gesichtstheile weiß und fein dickblüntzschigt, auch etwas hinkend, wie sie geheißen, wisse sie nicht, aber von Spora sey sie gebürtig gewesen. Das Bier wäre aus Töpfen und Krügelchen getrunken worden, aber hätte nicht gut geschmeckt. Nach ihren Mitschwestern gefragt, bezeichnete sie fünf Ehefrauen und eine Wittwe aus dem Dorfe, die sämmtlich als Hexen mit auf dem Ruppertsberge gewesen seien, ein alter Musicant aber aus demselben Orte, Namens Krombsdorf, habe mit seiner Fidel zum Tanze aufgewartet. Weiter erzählte sie, der Drache habe ihr gleich anfangs zehn Thaler gegeben, wofür sie Einiges eingekauft, etliche Male habe er sie zu sich ins Holz bestellt und hätte dann dort gestanden wie ein kleines Närrchen, hätte einen „Sahm“ Holz zusammengebunden gehabt und ihr solches heimzutragen gegeben, auch hätte er ihr helfen Butter und Käse machen und einen Sommer über etwa zehn Mal, jedesmal eine Wasserkanne voll Milch gegeben, daß sie aber von

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_385.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)