Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 034.jpg

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mir entfallen, Hertzog Bernharden von Weimar in der Pfarrstube zu Günthersdorff unversehens umringt, setzten das Gewehr zusammen ihm auf den Leib, mit Bedrohung des Todes, wenn er das Mazzaloth nicht gleich zur Stelle schaffe, das auch geschehen. Da nun Gefangene genug vorhanden, wurde es in der bei Lützen liegenden wohlbesetzten Gottesackerkirche durch Tödtung, indem zwei Stunden langsam erst 12, hernach 7 Personen ermordet wurden und das dreimal, Abends um 8 Uhr, um 12 Uhr Mitternachts und Morgens auf den Punct, da die Sonne den Horizont berührte, geschehen, wieder Schehinach gemacht. Unter denen, die getödtet wurden, waren zwei Grafen von Reuß, einer von Kirchberg und ein natürlicher Sohn Erzherzogs Ferdinandi des IIten, welchen er mit einer von Spiegelfeld erzeugt. Die Todten wurden mit den andern, als im Treffen geblieben, begraben. Ist also niemals wieder zu Sachsen gekommen.

Obgedachter Geißler wohnte nun im J. 1715 einsam in einem wohlverwahrten Weinbergshause, das nach Uebigau bei Dresden gehörte. Einst in der Nacht ward er durch heftiges Klopfen an der Thüre erweckt und gewahrte einen Reiter, der Einlaß begehrte, weil er mit ihm zu sprechen habe. Geißler öffnet aber, aus Besorgniß vor räuberischem Ueberfall, erst als es Tag geworden war, und der Fremde gab sich als einen Schweden, Namens Roße im Thal oder Rosenthal zu erkennen. Er zeigte Geißler das erwähnte Meschaloth, von dem Letzterer sagt, „daß es in einem antiken Büchslein läge, länglich viereckig, nach Proportion des Mazzaloth: es war ein wunderliches antikes Stücke, von Silber- und Goldarbeit, das die Zeit erreichte, da Bactrien unter Zoroaster in Flor gewesen, das Untertheil war ein ganzer Rubin, so groß als die ganze Büchse: das Mazzaloth ist auf weiße Materie wie seiden Papier, ist aber nicht von Seidenwürmern.“ Rosenthal forderte Geißler auf, unter der nöthigen Constellation einen Ueberzug über des Meschaloth zu machen, „damit es immer wie neu aussehe, auch durch die Eröffnung der Pforten neue Influenz bekäme“, gab ihm über das Verfahren

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_034.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)