Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 039.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

konnte, sobald er aber, und zwar nicht ohne große Mühe, sich ein wenig ausgewickelt, hat eine starke deutsche vernehmliche Stimme zu ihm gesagt: „gehe jen Alten Dresden auf den Markt, da wirst Du einen Stein finden, den hebe auf und trage ihn in des Herren Haus und lasse ihn denselben unter das Haupt legen!“ Darauf ist er straks fortgegangen, gerade vor sich von der Brücke nach dem Rathhauß zu Alten Dresden, und er hat den Stein, worauf die Sonne geschienen, also gesehen, daß er etwas geglitzert, hat ihn aufgehoben und derselbe ist ihm in der Hand warm, je länger je mehr, wie eine Kohle geworden. Er hat sich also wieder zurück in die Festung begeben, unterwegs aber den Stadtpfeifer Meister Nickel, so ihm begegnet, angesprochen und ihn, was er mit dem Steine auf empfangenen Bericht thun solle gefragt, der ihm geantwortet, es sey mit solchen Herren nicht zu scherzen, er müsse andere Leute um Rath fragen, auf welche Reden er ferner bis an den Stall gekommen, und als er an der Ecke gegen die Fleischbänke die Stufen herabgetreten, habe ihn abermals eine Stimme angeredet und zu drei unterschiedenen Malen zugesprochen: „gehe fort, gehe fort, gehe fort!“ darum er auch nicht abgelassen, bis er vor JJ. Fürstl. Gnaden Haus den Stein dem churfürstlichen Küchenmeister präsentirt und übergeben hatte. Diesem aber erschien die Andeutung des Puppenmachers ebenso geheimnißvoll wie unklar, er zeigte die Sache an, und Ufer ward nun von zwei Hofräthen gütlich und glimpflich vernommen, wo er dann die Sache, wie eben erzählt, zu Protokoll gab. Er meinte nun, was den Autor, dessen Stimme er gehört, anbelange, so denke er, derselbe sey ein Geist und zwar seines Erachtens ein gedoppelter, ein guter und ein böser Geist gewesen, der böse sey der Wirbelwind, der es auf der Brücke hätte verhindern wollen, daß er nicht sollte hinausgehen, der gute aber, der es ihm befohlen, dergleichen Geistes Stimme er zuvor nicht gehöret oder davon gelesen, und ob er zwar auf Erinnerung gerne bekenne, daß von dergleichen guten Geistern so dergestalt mit den Menschen reden, wir in der Schrift keine Befehle noch Verheißungen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_039.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)