Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 043.jpg

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Fisch zum Essen vorrichten, als er aber dessen Leib aufschnitt, fanden sich darin die Kirchenschlüssel, und alsbald strömte Alles in die Kirche, um das Wunder zu sehen und ihren Kirchenhirten zu empfangen. (Emser, a. a. O. c. 21.)

β) Die Hauptaufgabe des heiligen Mannes war aber die heidnischen Slaven und Wenden zum christlichen Glauben zu bekehren, und dazu hatte ihm der Papst besondere Vollmacht ertheilt. Er forderte also Alle, die da kommen wollten, zu sich in die Stadt Meißen, und als bald ein solcher Zulauf entstand, daß in der Stadt nicht mehr genug Raum und Herberge für sie war, versammelte er das Volk in einem schönen sonnigen Grunde, ohngefähr 1000 Schritte von der Stadt gelegen. Als er nun eines Tages hier predigte und die Sonne sehr heiß schien und die Leute vor Durst fast erstickten, da ließ Gott auf sein Bitten einen Quell aus der Erde entspringen, durch dessen kühles Wasser Alle gestärkt und erquickt wurden. Davon heißt der Grund noch jetzt das heilige Thal und die Quelle S. Bennos Brunnen[1]. (Emser a. a. O. c. 22.)

γ) Eines Abend wollte der h. Benno spät von dem heiligen Thale aus nach Meissen zurückkehren. Da fürchtete er, man möge, wenn er weit umginge, die Thore schließen. Er machte also das Kreuz vor sich, und ging trockenen Fußes über die Elbe. Ein Müller, der hinter ihm herfuhr, sah das und sagte bei sich: in dem Namen dessen, durch den Bischoff Benno hinüber gekommen, will ich auch hinüber, und so folgte er ihm mit Pferden und Wagen; als er aber hinüber war, da hat ihn der heilige Mann mit ernsten Worten angeredet und verboten, dies niemals wieder zu thun, so lange er lebe. (Emser a. a. O. c. 23.) Der zerbrochene Weinpfahl, dessen er sich bei jenem wunderbaren Uebergange


  1. Der Bennobrunnen befindet sich in der Stadt Meißen, der Pastoratswohnung von St. Afra gegenüber an der Mauer des früher sogenannten Stübel’schen Hauses, wo man in einer Vertiefung auf den Frauenweg kommt. Ein Bennohaus, wo er angeblich gewohnt haben soll, steht heute noch in der Niederlößnitz am Fuße der alten Wettinshöhe.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_043.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)