Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 112.jpg

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ihn doch nach längerem Kampfe niedergeworfen und erlegt, dann aber sein Raubschloß eingenommen und gebrochen, wovon der Ort, wo es gestanden, noch heute Wittigs Schloß heißt und man über dem Rittersitze Reinhardsgrimma, so damals denen von Karras gehört hat, das Kreuz, welches man an der Stelle, wo der Räuber gefallen war, aufrichtete, bis in’s 17. Jahrhundert hinein gezeigt hat. Als nun aber diese That des tapfern Ritters landkundig worden und bis vor die Markgrafen gekommen, da haben sie den von Bärenstein aufgefordert, sich eine Gnade auszubitten, was es auch sei; der tapfere Ritter hat aber mit wahrhaft adeligem Gemüthe geantwortet, wie daß er zu dieser That sich nicht durch Hoffnung auf Geld oder andere Gaben habe bewegen lassen, sondern seinem Vaterlande zu dienen und sich selbst zu schützen gemeint, doch da seine Herren, die Markgrafen, solches einer Belohnung werth achteten, so begehre er blos, daß, wenn er auf seinem Grund und Boden einen Hirsch oder anderes Wild hetze, er demselben folgen, es fangen und wegführen dürfe, möge es selbst bis auf die steinerne Elbbrücke zu Dresden laufen. Das haben ihm die Markgrafen, seine edle Gesinnung höchlich bewundernd, auch gewährt, und wiewohl die Urkunde darüber hernach durch Brand vernichtet ward, ward doch dieses Privilegium alljährlich auf Schloß Bärenstein von den Leuten, wenn man dieses Ortes Gedinge hielt, also in die Rüge eingebracht[1].


119) Von des Königs Augustus des Starken ungeheurer Kraft.
Ludwig, Germaniae principes L. III. S. 82-85. Abendzeitung, 1817. Nr. 133

Churfürst Friedrich August II., der nachherige König von Polen, war so stark, daß er öfter Becher, Teller und Schüsseln aus Silber, Zinn und Kupfer nur mit einer Hand wie


  1. Etwas verschieden, und mit mehr poetischer Auffassung, ist die Sage erzählt v. C. Winter in der Constitut. Zeitung 1852. 17. bis 19. Juni.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_112.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)