Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 117.jpg

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Nachricht zu geben, an welchem Orte dieses schönen Dresdner Spazierganges er seine erbeuteten Reichthümer vergraben habe. Dergleichen abgeschiedene Seelen haben nun nach der Volkssage keine Ruhe im Grabe, bis ihr Schatz gehoben ist, und so erzählt man sich, daß zu verschiedenen Malen theils einzelnen Personen, theils ganzen Familien, die in der Abenddämmerung in den Alleen des großen Gartens lustwandelten, ein nur mit einem Hemde bekleideter und mit einer Feldmütze bedeckter blasser Franzose erschienen sei, der ohne zu sprechen ein Stück Weges mit ihnen zu gehen und dann zu verschwinden pflegte und wahrscheinlich dem Muthigen, der ihn anzureden und ihm zu folgen wagte, seine verborgenen Schätze zeigen wollte.


128) Der Drache im K. Schlosse zu Dresden.
S. v. Weber. Aus vier Jahrhund. N. Folge. Bd. II. S. 324.

Am ersten Weihnachtsfeiertage 1643 war die Abendtafel erst um 11 Uhr zu Ende gegangen, und weil man das Silbergeschirr hier nicht abräumen wollte, mußten drei Pagen und ein Hoftrompeter darin zur Wache bleiben. Da haben erstere, die sich auf die Tafel zum Schlafen niedergelegt, einen Blitz durch das Zimmer fahren sehen, dem Trompeter aber, der auf einer Bank gelegen, ist etwas wie ein Mühlstein auf den Leib gefallen, so daß er weder Hand noch Bein rühren, noch den Mund aufthun konnte; ihm gegenüber hat aber etwas auf der Tafel gesessen und hat ihn mit großen feurigen Augen wie ein Uhu angeglotzt, das ist der Drache gewesen.


129) Das goldne Ei im Grünen Gewölbe.

Im K. Grünen Gewölbe wird ein goldenes Ei gezeigt, in dem man beim Oeffnen eine kleine goldene mit Diamanten und Perlen besetzte Krone, in der sonst noch ein Diamantring verborgen ist, findet. Es soll dies ein Geschenk eines

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_117.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)